: Kurzer Knast für Plogmann
Journalist in Zusammenhang mit Barschel-Affäre verhaftet / Begründung: Fluchtgefahr / Plogmann nach einem Tag wieder entlassen / Anwalt hält Mandanten für das „Opfer einer rachsüchtigen Frau“ ■ Aus Bremen Dirk Asendorpf
Die Barschel-Affäre zieht späte Kreise. Am Samstag wurde in Hannover der 43 Jahre alte Journalist Bernd Plogmann verhaftet. Am Sonntag war er schon wieder frei. Die Staatsanwaltschaft hat gegen ihn im Zusammenhang mit der Barschel-Affäre Anklage wegen Meineides erhoben. Die überraschende Verhaftung wurde mit Fluchtgefahr begründet.
Plogmanns Verteidiger, der Bremer Anwalt Prof. Lutz Hambusch, war bis vor kurzem Vorsitzender der Republikaner im Bundesland Bremen. Er hält seinen Mandanten für das „Opfer einer rachsüchtigen Frau“. Plogmann habe seiner Freundin gesagt, er wolle nach Afrika reisen. Dies habe sie zum Anlaß genommen, einen Haftbefehl gegen Plogmann beim Amtsgericht Hannover zu erwirken. Beim Haftprüfungstermin am Sonntag konnten jedoch keine Visa in Plogmanns Reisepaß gefunden werden. Hambusch prüft jetzt, „ob hier ein Fall mittelbarer Freiheitsberaubung vorliegt“.
Die Staatsanwaltschaft wirft Plogmann vor, in einer richterlichen Vernehmung abgestritten zu haben, daß ihm Pfeiffer im Frühjahr 1987 im Bremer Plaza-Hotel Akten übergeben hat, mit denen der damalige SPD-Oppositionsführer Björn Engholm in den Verdacht einer Aids-Erkrankung gebracht werden sollte. Plogmann war damals Redakteur der 'Bild Zeitung‘, Pfeiffer war Barschels Medienreferent.
Beide kannten sich von ihrer gemeinsamen Arbeit in der Bremer Anzeigenzeitung 'Weser-Report‘. Pfeiffer war dort als freier Mitarbeiter beschäftigt, stellvertretender Chefredakteur zu dieser Zeit war Plogmann.
Plogmann bestreitet nach Auskunft seines Anwalts zwar nicht, bei der Zusammenkunft in dem Bremer Hotel Unterlagen von Pfeiffer bekommen zu haben. Dabei habe es sich jedoch nicht um Akten wegen Aids-Verdacht, sondern um Unterlagen wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung gegen Engholm gehandelt, die er an seinen Dienstvorgesetzten bei 'Bild‘ in Hamburg weitergeleitet habe. Die Unterlagen seien dort jedoch nicht verwendet worden.
Plogmann ist vor allem nach dem Tod Barschels bekannt geworden. Damals gab es Mutmaßungen, Barschel habe sich in Genf mit einem Informanten Robert Roloff treffen wollen. Plogmann behauptete, er habe früher unter diesem Pseudonym geschrieben. Dies stellte sich jedoch nach Ermittlungen der Staatsanwaltschaft als unwahr heraus.
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