: Festnahmen in Warschau
■ Antisowjetische Parolen am Vorabend des Gedenktages zum Aufstand im Warschauer Ghetto Demonstration von mehreren hundert Oppositionellen aufgelöst / Hochrufe auf Solidarnosc
Warschau (afp) - Die Warschauer Polizei hat am Sonntag abend mit Schlagstöcken eine Demonstration von mehreren hundert Oppositionellen aufgelöst, die am Vorabend des 44.Gedenktages zum Warschauer Aufstand in Richtung des Grabmales des unbekannten Soldaten zogen. Wie ein afp -Korrespondent beobachtete, wurden mehrere Demonstranten festgenommen und in Gefängniswagen gesteckt. Schon vor Beginn des Umzuges war der Vorsitzende der verbotenen „Konföderation für ein unabhängiges Polen“ (KPN), Leszk Moczulski, in seiner Wohnung festgenommen worden.
Die Demonstration bildete sich in der Altstadt nach einer Gedenkmesse in der Josefs-Kathedrale, die der Warschauer Bischof Wladyslaw Miziolek zelebriert hatte. In seiner Predigt würdigte dieser den „Heroismus“ der Aufständischen einer polnischen Untergrundarmee und verurteilte die Haltung der Roten Armee, die nicht zu Hilfe geeilt sei, als die deutsche Wehrmacht die Erhebung niederschlug. Die Demonstranten, an ihrer Spitze das KPN-Führungsmitglied Krzystof Krol, trugen große Spruchbänder mit Aufschriften wie: „Niemals werden wir uns Moskau beugen“ und „Unabhängigkeit“.
Ähnliche Gottesdienste fanden am vergangenen Sonntag auch in anderen Warschauer Kirchen statt, insbesondere in der Pfarrkirche Sankt Stanislas, wo mehrere tausend Menschen aus allen Teilen Polens in patriotischen Liedern die verbotene Gewerkschaft Solidarnosc hochleben ließen. Im Vorhof dieser Kirche liegt das Grab des Priesters Jerzy Popieluszko, der von Beamten der politischen Polizei ermordet worden war.
Den ganzen Tag über ehrten die Warschauer zu Hunderten die Aufständischen, indem sie Blumen an ihren Gräbern auf dem Militärfriedhof von Powazki niederlegten. Der Ghetto -Aufstand gegen die deutschen Besatzer war am 1.August 1944 ausgebrochen und bis zum 2.Oktober niedergeschlagen worden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen