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Waffenkonto 2. Teil-betr.: Diskussion um "Waffen für El Salvador", allgemein

Diskussion um „Waffen für El Salvador“, allgemein

Wer ein Waffenkonto einrichtet, der sollte sich zum einen überlegen, wer davon auch profitiert: die Rüstungs- und Munitionsproduzenten! Zum anderen kommt es doch schon fast einer Kapitulation des Denkens gleich.

Wenn dem taz-Trägerverein als Hilfe für El Salvador nichts anderes einfällt...

Wer die UNTS stärken und die Lebensbedingungen der Menschen in El Salvador mit einer effektiven Spendenaktion verbessern will, der sollte für friedliche Projekte sammeln sowie Waren und Güter nach El Salvador schicken, die dort dringender benötigt werden als Waffen. Damit wird den Mitgliedern der UNTS und der Bevölkerung besser dokumentiert, daß ihnen aktive Solidarität widerfährt.

Wer im halbwegs friedlichen Europa zu Waffensammlungen aufruft und auch bereit ist, dafür einen Betrag zu spenden, der sollte lieber eine Weile sparen und seinen nächsten Urlaub in El Salvador verbringen. Damit er sich vor Ort informieren kann, was dort am dringendsten benötigt wird.

Claudio Funke, Niesetal

Ich frage mich, was einige taz-Redakteure schon wieder „debattieren“ wollen. Die Lage ist doch klar! Ihr veröffentlicht ein Interview, in dem der UNTS-Mann Portillo zum Schluß sagt: „Wir glauben, daß alle Initiativen als Ausdruck des Kampfes das Recht haben, Solidarität zu empfangen. Und die Solidaritätsgruppen haben das Recht, zu entscheiden, wem sie helfen.“

So einfach ist das! Die Soligruppen haben sich u.a. für die Waffenkampagne ausgesprochen. Die taz hat das damals auch getan (1980), aber jetzt meint Laevis: “... Und dann ist Mittelamerika auch etwas aus dem Zentrum des Interesses gerückt, auch was die Berichterstattung in der taz betrifft. ... - die taz ist anders geworden.“

Worüber soll nun „debattiert“ werden? Über Widerstandsstrategien im Salvi-Befreiungskampf? Oder über den Weg und das Profil der taz, nicht nur in dieser Frage? Ich denke, es spiegelt sich nicht das Problem der Widerstandsstrategie, sondern das Problem einiger taz -Kopfarbeiter mit ihrer radikalen oder liberalen Identität. Dabei wird das ganze inszeniert gegen den ausdücklich formulierten Willen dieser aktiven Leserschaft. Denn die Diskussion vom Frühjahr '87 über das Konto - von Tangermann nochmals angeleiert - war doch überhaupt nicht so kontrovers, wie Laevis das jetzt glauben machen wil. Auf vier (!) ganzen LeserInnenbrief-Seiten am 12.,13.,14. und 21. Januar waren unzählige Voten eindeutig für die Wiederaufnahme engagierter Berichterstattung und für das Waffenkonto, ehe am 3. Februar der kleinlaute Versuch unternommen wurde, die Abkehr vom Konto zu begründen („die taz ist kein Zentralkomitee“).

Entscheidet euch! Im Sinne der Leser, der Solidaritätsgruppen, der Trikontkämpfe um Befreiung! Berichtet seriös, d.h. gestützt auf die engagierten Nachrichtenquellen der Betroffenen! Auch über den bewaffneten Kampf in Salvador. Oder aber leiert irgendwelchen Wischnewski-Phantasien von einer Sozialdemokratisierung in Mittelamerika hinterher. Dann steht auch dazu und plant gleich den Verlust von 10.000 Abos ein und gebt das Waffenkonto denen, die ernsthaft damit arbeiten können. (...)

leh von den zorrows, berlin

Genug Gründe für einen Leserbrief zu eurer Art von Berichterstattung gibt es nun ja en masse, selbst wenn wir uns dabei nur auf den Mittelamerikateil beschränken. Verwiesen sei dabei auf eure Kommentare zum Rausschmiß des US-Botschafters aus Nicaragua. Jedoch: Es lohnt die Mühe nicht, begreift mensch auch als das, was ihr letztlich seid: ein bürgerliches Blättchen. Anders verhält es sich allerdings mit der neuerlich geführten Debatte um das Waffenkonto, denn nicht jedes bürgerliche Blättchen kann sich mit derartigen Aushängeschildern schmücken, mit der eine nicht vorhandene linksradikale Identität vergetäuscht werden soll. Wenn ihr zur Bedingung vor der Abgabe des Kontos macht, daß euch Aufruf, Trägerverein und politische Plattform genannt werden sollen, damit ihr dann entscheiden könnt, ob ihr damit einverstanden seit, dann gebt ihr euch eine Machtposition, zu der euch jegliche Legitmiation fehlt. Legitimiert sind diejenigen Menschen, die sich all die Jahre hinweg aktiv und solidarisch zum sozialen und nationalen Befreiungskampf des salvadorenischen Volkes und dessen Vertreterin - der FMLN - verhalten haben. Das sind, neben vielen anderen Menschen, in organisierter und strukturierter Form vor allem die Solidaritätskomitees mit El Salvador. Wertet mensch hingegen eure Berichterstattung aus, findet mensch dort - ja, sprechen wir's ruhig aus, das verpönte Wort - conterrevolutionäre und auf Desinformation ausgerichtete Artikel, die keineswegs auf eine solidarische und nach vorne weisende Auseinandersetzung ausgerichtet sind. Das Waffenkonto aber ist eine Sache, die aus dem Kampf der FMLN und ihrer aktiven UnterstützerInnen und MitstreiterInnen hier und in der ganzen Welt beruht. Es ist also ein Zeichen, das kämpfende Menschen gesetzt haben und seine Existenz ist nur aus diesem Zusammenhang zu verstehen. Damals gehörtet ihr vielleicht noch dazu, heute nicht mehr und darüber hinaus war es von Anfang an ein Fehler, ein so wichtiges Instrument wie das Waffenkonto lediglich in eine, nämlich eure, Hand zu legen. (...) Es steht euch frei und wäre auch durchaus begrüßenswert, wenn ihr im Interesse des salvadorenischen Kampfes das Konto mit einer entsprechenden Berichterstattung veröffentlicht und so euren Teil für einen möglichst großen Spendenfluß beitragt.

Zünder Krach, Leverkusen

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