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JU hält an Rassisten-Trip fest

Landesvorstand der Berliner CDU-Nachwuchsorganisation läßt sich auch von interner Kritik nicht von seiner vom Apartheid-Regime bezahlten Reise nach Südafrika abhalten / „Politischer Skandal schadet der Union“  ■  Von Malzahn & Brandt

Berlin (taz) - Die für das kommende Wochenende geplante Reise von vier Mitgliedern des Landesvorstandes der Berliner Jungen Union nach Südafrika stößt innerhalb der CDU -Nachwuchsorganisation auf immer mehr Kritik. Nachdem die taz über die Fahrt, die vom Rassistenregime finanziert wird, berichtet hatte, distanzierten sich zunächst der Bundesvorstand und die Vertreter des Reformflügels der Berliner JU.

Nachdem bekannt wurde, daß selbst ein stellvertretender Landesvorsitzender nicht über die Rassisteneinladung und deren Modalitäten vom Berliner JU-Chef Gunnar Sohn informiert worden war, zogen „gemäßigtere“ Kreisverbände nach.

Gestern entzog der Landesverband der Berliner Schüler Union (BSU) dem Landesvorsitzenden der JU das Vertrauen: Trotz Kritik aus allen Flügeln der JU halte Sohn an seiner Reise fest; die Angelegenheit weite sich „zu einem politischen Skandal aus, der das Ansehen der Union ernsthaft schädigt“, heißt es in einer Erklärung des Vorsitzenden der BSU, Markus Gross. Kurz zuvor hatten andere Funktionsträger der BSU „politische Konsequenzen“ gefordert. Gunnar Sohn hält indes mit drei Getreuen an seiner Reise fest.

Als Programmpunkte für die JU-Reise sind unter anderem Gespräche mit Livingston Linda, einem als gemäßigt geltenden schwarzen Stadtverwalter, mit Vertretern der im südafrikanischen Parlament vertretenen Parteien und mit konservativen Kirchenleuten des „Afrikanischen Christenkongresses“ vorgesehen. Außerdem ist ein Abstecher in die Provinz Natal geplant, wo Kontakte mit der konservativen Zulu-Organisation Inkatha und deren Führer Mangosuthu Buthelezi aufgenommen werden sollen.

Gunnar Sohn beschrieb Inkatha gegenüber der taz als „Menschenrechtsgruppe der Zulus“. Auf der Wunschliste der JU -Reisenden stehen außerdem Gespräche mit Vertretern deutscher Unternehmen in Südafrika. Auch mit der Opposition soll es Kontakte geben. „Zur Opposition müssen wir die Kontakte alleine herstellen“, räumte Sohn allerdings ein. „Aber da haben wir gewisse Kontaktleute.“ Das endgültige Programm, das von der südafrikanichen Botschaft in Bonn zusammengestellt wurde, läge allerdings noch nicht vor. Die „Informationsfahrt“ nach Südafrika wurde von der Berliner Schüler Union jetzt als „Urlaubsreise“ des Landesvorstandes kritisiert.

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