Bus und Bahn werden teurer

■ „Bremer Karte“ soll 11% teurer werden / Preiserhöhungen schon mit dem Winterfahrplan am 1. Oktober? SPD-Politiker bewirbt sich um den 15.000 Marks-Posten des „Technischen Direktors“ bei der BSAG

Die „Bremer Karte“ ist das liebste Propaganda-Kind der Bremer Straßenbahn-AG: Für 40 Mark gilt die Monatskarte auf allen Strecken und für jeden, der sie vorzeigt. Jahrelang waren die Fahrgastzahlen kontinuierlich gesunken - die „Bremer Karte“ hat es geschafft den Trend umzukehren: 12% mehr Personen zählt die Bremer Straßenbahn-AG in Bussen und Bahnen mit dem phantasievoll gestaltete Plastik -Scheckkärtchen.

Und die Karte „ist unheimlich billig“, sagt der verkerspolitische Sprecher der Bremer SPD-Fraktion, Reinhard Barsuhn. Das macht sie bei den Auto-und Rad-Fahrern so attraktiv, nicht aber bei den Beamten im Bremer Finanz -Ressort. Die Subventionen der Stadtgemeinde für den öffentlichen Nahverkehr lagen 1983 bei 70 Millionen, sanken bis 1987 auf 56 Millionen, 1988 werden es nach Schätzungen 61 Millionen sein müssen. Der letzte Winter war zu mild, das riß Löcher in das BSAG-Säckel. Über eine allgemeine Preiserhöhung, so Barsuhn, sollen 3-4 Millionen zusätzlich eingefahren werden.

Auch die Einzel-Fahrscheine sollen teurer werden, sie machen aber nur 16% der BSAG-Einnahmen aus. Den größten Brocken

43% - bringen die „Bremer Karten“. Ihr Preis wird voraussichtlich um 11% von 40 Mark auf 45 Mark erhöht werden. Mit dem Winterfahrplan sollte die Preiserhöhung am 1.Oktober in Kraft treten - dies dürfte inzwischen aber schwierig werden, da die Arbeitsgruppe der SPD-Fraktion

sich erst in der kommenden Woche mit dem konkreten Vorschlag befassen wird.

Barsuhn, der im Januar 1985 den damals von den Grünen geforderte Umweltkarte noch strikt abgelehnt hat, weil die SPD gerade einen „Leistungstarif“ eingeführt hatte, sieht die Probleme

dieser Preiserhöhung. Die Verkaufszahlen der Bremer Karte steigen im Vergleich zu den Vorjahresmonaten immer noch, der Erfolg „hat meine Erwartungen übertroffen“, gesteht er ein. Die Preiserhöhung soll deshalb der Öffentlichkeit zusammen mit neuen Ideen für Nachtlinien und

mit weiteren Busspuren verkauft werden.

Der SPD-Verkehrsexperte Barsuhn macht sich derweil Hoffnungen, daß er im kommenden Jahr als „Technischer Direktor“ auf sicherem Posten bei der BSAG (Brutto 15000 Mark) sitzt und nicht mehr auf dem wackeligen Sessel im Vorstand der SPD-Bürgerschafts-Fraktion. (10.000 Mark) Allerdings erfüllt er nicht die Bewerbungsvoraussetzung „fachspezifischees Ingenieurstudium“. Für den stellvertretenden Aufsichtsratsvorsitzenden der BSAG, den ÖTV-Mann Wohlleben, ist das „möglicherweise überzogen formuliert“. Auch einigen der 14 auswärtigen Bewerbern fehlt es an dieser verlangten fachlichen Qualifikation.

Als die Personalie außerhalb der Tagesordnung im Senat angesprochen wurde, soll Aufsichts-Ratsvorsitzender Bernd Meyer nicht gerade begeistert reagiert haben. Unterstützt wird Barsuhn mit seiner Bewerbung derweil vom SPD-Fraktions -Vorsitzenden Dittbrenner. Allerdings aus einem Kalkül, das ein Kenner der SPD-Fraktion so formulierte: „Wenn Du Fraktionsvorsitzender bist, ist es immer gut, wenn die drumherum einen Kopf kürzer sind.“

K.W.