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Hör-Funken: Adele Spitzeder

(„Der letzte Detektiv“, Hörspiel, 2005 - 2105, Bayern 2) Das 'Niemandsland‘ des Jahres 2010 ist ein wilder Landstrich. Ohne Gesetze, voller Gefahren. Wie der Wilde Westen, nur ein wenig postmoderner. Entstanden nach den großen Hungermärschen aus dem Süden und langen Abwehrschlachten. Dorthin lockt Herr Sesam Jonas, den letzten Detektiv, und zwar lockt er ihn mit normalen und ganz soliden „Euros“ wohl die zu Silberlingen des 21. Jahrhunderts aufgewachsenen Eurodollars - und mit einem ebenso normalen und soliden Kater, den Jonas im 'Casablanca‘, Babylon, Vereinigte Staaten von Europa, durch zu lange Tätigkeit an der Whisky -Bar einfing. Sein Kompagnon Sam, ein Computer, hat keinen Kater. Er ist Temperenzler. Dafür hat er Bedenken gegen Herrn Sesams Ansinnen. Noch sind die beiden aber nicht im Niemandsland angekommen, sondern sitzen in der Metro von Babylon. Neben ihnen zwei Fremde. Metro-Killer. Die Märchenposse vom Science-Fiction-Detektiv kann beginnen.

(„Frauen der bayerischen Geschichte: Adele Spitzeder, 2206 2300, Bayern 2) Nur in kleineren Maßstäben eine Geschichte wie von heute: Hochverschuldet kam Adele Spitzeder 1868 in München an, drei Jahre später war sie die reichste Frau Bayerns. Ihr Rezept: eine Bankgründung. Die 'Dachauerbank‘ spekulierte statt mit Aktien mit dem Wahnsinn und der Geldgier ihrer Mitmenschen. Die dazu notwendige Besetzung: die charismatische Betrügerin, linkisch-servile und präpotente Staatsdiener, korrupte Meinungsmacher und Horden von aufstiegsbesessenen Dummköpfen. Mundus vult decipi: der Unterschied zu heute, daß die Banken schon längst bestehen, die Frau Spitzeder noch extra gründen mußte. Gabriele Stadler hat die königlich amüsante bayerische Gesellschaftsposse rekonstruiert.

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