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Provokation

■ Südafrika gefährdet Verhandlungen

Noch am Montagabend rechnete der stellvertretende sowjetische Außenminister Anatoli Adamischin in Genf mit einer Übereinkunft bei den Verhandlungen über den Konflikt in Nambia und Angola „in naher Zukuft“. Kaum 24 Stunden später sahen Adamischin und sein ebenfalls zuversichtlicher US-Kollege Chester Crocker reichlich dumm aus. Südafrika hatte wieder einmal, wie schon bei Verhandlungen über die Unabhängigkeit Namibias 1978 und 1981, das in monatelangen Gesprächen konstruierte diplomatische Kartenhaus ins Rutschen gebracht. Am Dienstagabend ging der südafrikanische Außenminister „Pik“ Botha mit einem Acht-Punkte-Plan knallharter Forderungen für die Unabhängigkeit Namibias und den Rückzug kubanischer Soldaten aus Namibia an die Öffentlichkeit. Damit brach er das Schweigeabkommen der Verhandlungspartner.

Damit hat Südafrika es geschafft, zu zeigen, daß es nicht einmal über die Grundlage der Gespräche Einigkeit gibt. Die 14 Prinzipien, die Mitte Juli von allen Beteiligten akzeptiert wurden, bezeichnen sowohl die Unabhängigkeit Namibias als auch den Rückzug kubanischer Soldaten als „erforderlich für eine vollständige Regelung“. Botha behauptete, daß Angola und Kuba den Zusammenhang formell akzeptiert hätten. Kuba und Angola nannten prompt das Junktim „überholt“ und lehnten es definitiv ab.

Südafrikas Ernsthaftigkeit bei den Gesprächen ist erneut in Frage gestellt. Allerdings hat der Apartheid-Staat wenig zu verlieren. Jede Konzession von Kuba und Angola wird nun wie eine Kapitulation aussehen. Sollten die Gespräche abbrechen, kann Südafrika darauf hinweisen, zumindest konkrete Vorschläge gemacht hat und im übrigen die Zeit auszunutzen, um ihre Verbände im Norden Namibias massiv zu verstärken.

Hans Brandt

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