: Berlin - Texas
■ Rathausparteien zur Vertreibung von Homosexuellen vom Gelände des „Deutsch-Amerikanischen Volksfestes“
Rolf Peter Lange, Geschäftsführer der FDP-Fraktion: „Berlin hat seinen Ruf als eine der Metropolen der Toleranz zu verlieren, wenn durch derartige unsensible Aktionen Besucher von Volksfesten ausgeschlossen werden. Die Polizei bleibt die rationale Erklärung schuldig, wo in der Umarmung zwischen Männern eine Gefährdung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung gesehen werden kann. Mag auch nach „texanischem Landrecht“ der Austausch von Zärtlichkeiten zwischen Menschen gleichen Geschlechts auf Volksfesten untersagt sein, so kann dies nicht für die Kulturstadt Europas gelten. Die Berliner Polizei sollte sich daher vorrangig ihren drängenderen Aufgaben widmen, bevor sie sich an solchen zweifelhaften Unternehmungen beteiligt.“
Walter Momper, SPD-Chef: „Das Vorgehen der Militärpolizei gegen die homosexuelle Gruppe ist äußerst peinlich und eine schlimme Entgleisung. Es ist bedauerlich, daß die Berliner Polizei im nachhinein noch versucht hat, die Fehlentscheidung der Amerikaner und ihre eigene Beteiligung zu rechtfertigen. Die Beamten sollten künftig bei ähnlich gelagerten Fällen besser ihre amerikanischen Kollegen darüber aufklären, welche Sitten hierzulande herrschen und sie darauf hinweisen, daß auch in den USA die Homosexuellen weithin unbehelligt leben können.“
Klaus Rettel, Fraktionsgeschäftsführer der CDU: „Die Amerikaner können natürlich von ihrem Hausrecht Gebrauch machen. Wenn sich diese Gruppe da falsch behandelt fühlt, sollte sie sich an die Alliierte Beschwerdestelle wenden. Ansonsten sehe ich nicht, daß der tolerante Ruf Berlins durch so einen Einzelfall in Verruf geraten ist.“
Wolfgang Wieland, Fraktionsvorsitzender der AL : „Der AL ist nicht bekannt, daß in der Vergangenheit derartig offen diskriminierend gegen Schwule und Lesben vorgegangen wurde. Wir fordern den US-Stadtkommandanten auf, sicherzustellen, daß sich ein solcher Vorfall nicht wiederholt.“
ccm
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen