: Narrensichere Wege
■ Neues Verkehrsleitsystem soll den Weg zu Busparkplätzen, Park+Ride-Umsteigestellen und Hotelbetten weisen
Mit „selektivem Sehen“ sollen Bustouristen, Zugereiste und Durchreisende sich ab sofort besser in Bremen zurechtfinden und Hotels, Buspark- und Park-and-Ride-Plätze schneller auffinden können. Möglich macht's ein neues, 180.000 Mark teures Verkehrsleitsystem.
Insgesamt 75 neue Hinweisschilder haben die Bremer Verkehrsplaner in einer Nacht- und Nebelaktion aufgestellt. Wer sich ihnen mit „selektiver Aufmerksamkeit“ anvertraut (d.h. keins übersieht und sich trotzdem auf den Verkehr konzentriert), soll sicher und ohne unnötige Umwege von den Bremer Autobahnabfahrten bis zum zentralen Busparkplatz an der Wachtstraße bzw. zu seinem Hotel finden.
Die Einweihungsfahrt durch den neuen Schilderwald vollzog Innensenator Bernd Meyer gestern höchstpersönlich. Per Polizeibus ließ Meyer sich in Begleitung von JournalistInnen von der Autobahnabfahrt Hemelingen bis zur Wachtstraße lotsen - und kam tatsächlich auf dem Bus-Kurzparkplatz an.
Ein weißes „P“ auf blauem Grund mit schwarzem Bus wies dem Senator seinen Weg. Wäre er den pinkfarbenen Zebra -Hinweistafeln mit der Aufschrift „P+R“
gefolgt, wäre er vermutlich ebenso sicher auf der Bürgerweide gelandet. Zum Einkaufen hätte er sich von dort aus für 2,50 Mark so oft er lustig gewesen wäre zwischen Innenstadt und Stadthalle hin- und her kutschieren lassen können. Um das P+R-System ganz „narrensicher“ zu machen, sollen die Busse, die täglich zwischen Knochenhauerstraße und Bürgerweide pendeln, demnächst im gleichen knalligen Streifenmuster angepinselt werden.
Bremens drittes neues Schild zeigt ein Bett mit Dach obendrauf und verrät den Weg..., richtig, zu den sieben größten Hotels. Bett und Dach und Aufschrift „Ibis“ heißt: Hier gehts zum Ibis, Bett und Dach und Plaza heißt..., man ahnt's. Das Schöne daran: Über weite Strecken lassen sich alle drei Schilder direkt über-einander montieren. Erst in der Innenstadt verzweigt sich's dann, häufeln sich die Hotelwegweiser mit den verschiedensten Pfeilrichtungen in aller Herren Hotels.
Richtig übersichtlich wird Bremen schließlich, wenn Anfang 1989 noch ein neues Parkleitsystem all diejenigen in die Parkhochhäuser führt, die das Auto trotz „Park+Ride“ nicht abstellen wollen.
K.S.
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