Desinfektionsmittel vor Gericht

■ Verkaufte Pharma-Unternehmer Karl Wenkel Unmengen von Desinfektionsmitteln von zweifelhafter Wirksamkeit mit unzulässigen Methoden? Amtsgericht prüft Scarapharm

Karl Wenkel ist unbestritten das Verkaufsgenie auf dem Bremer Desinfektionsmittelmarkt. Außer Wenkel hat es bislang niemand fertig gebracht, dem Zentralkrankenhaus St.-Jürgen -Straße innerhalb eines Jahres für mehrere hunderttausend Mark Desinfektionsmittel im Auftrag von drei verschiedenen Firmen anzudrehen.

Ob die erfolgreichen Verkaufs-Methoden des Karl Wenkel auch legal waren, beschäftigt nach dem parlamentarischen Untersuchungsausschuß St.-Jürgen jetzt auch Bremer Gerichte. Erster Vorwurf, der gestern vor dem Amtsgericht verhandelt wurde: Hat Karl Wenkel den Handel mit Desinfektionsmitteln überhaupt

ordnungsgemäß und rechtzeitig angezeigt, bevor er mit seinem Musterköfferchen Klinik-Klinken putzen ging?

Er hat nicht, sagt die Gesundheits-Behörde, und hat damit gegen Paragraph 67 des Arzneimittelgesetzes verstoßen. Schon am 2. Oktober habe Wenkel dem St.-Jürgen-Krankenhaus ein Angebot gemacht, drei Wochen später erfolgte die erste Lieferung. Die vorgeschriebene Anzeige über die Eröffnung eines Desinfektionsmittel-Vetriebs sei aber erst am 5. November erfolgt. Die Behörde schickte Wenkel deshalb am 23. Februar einen Bußgeldbescheid über 500 Mark ins Haus.

Vor Gericht war Wenkel sich gestern keiner Schuld bewußt:

Tatsächlich habe er die Behörde schriftlich erst im November von seiner neuen Firma „Scarapharm“ in Kenntnis gesetzt, mündlich sei der Behörden-Referent fürs „Apotheken-, Arzneimittel- und Giftwesen“ aber schon im September inforiert worden. Und, fügte Wenkels Anwalt spitzfindig hinzu, es ist nirgendwo geregelt, ob die Anzeige eines Desinfektionsmittel-Vertriebs der Schriftform bedürfe. Ob Wenkel die Wahrheit sagt, wird erst an einem weiteren Verhandlungstag geklärt werden können. Der Referent fürs „Apotheken-, Arzneimittel- und Giftwesen“ war gestern „verhindert“ und soll deshalb am nächsten Freitag aussagen.

K.S.