: Islam in Frankreich
Anfang der siebziger Jahre gab es in Frankreich ein gutes Dutzend Moscheen, obgleich bereits damals ein bedeutender Teil der Bevölkerung aus islamischen Ländern stammte. Heute ist die Zahl der Moscheen und Gebetsräume auf über tausend angewachsen; daneben gibt es mehr als sechshundert Vereine, die als islamische registriert sind. Gilles Keppel, der eine umfangreiche Untersuchung zu diesem Thema veröffentlicht hat, spricht in diesem Zusammenhang von der „Geburtsstunde des Islam in Frankreich“. Keppel schätzt die Zahl der Moslems in Frankreich auf zweieinhalb bis drei Millionen.
Auch wenn äußere Faktoren eine Rolle spielen, ist dieses Phänomen nicht durch eine Renaissance eines politisch verstandenen Islam khomeinischer Prägung zu erklären. Paradoxerweise führte gerade die Einschränkung der Einwanderungsbestimmungen in den siebziger Jahren dazu, daß ein Prozeß der Umorientierung einsetzte, eine ursprünglich als vorübergehend angesehene Situation zur endgültigen wurde und immer mehr Einwanderer begannen, sich in der französischen Gesellschaft neu zu orientieren. Dies schlägt sich auch in der Gründung sozialer Gruppen wie „SOS Racisme“ oder der stärkeren Beteiligung an Arbeitskämpfen seit Beginn der achtziger Jahre nieder.
Die islamische Religion in Frankreich hat keinen festgelegten Status und verfügt nicht über zentrale Körperschaften. Dies öffnet Tür und Tor für äußere Einflüsse, sei es in Fom finanzieller Zuwendungen, sei es die direkte Abhängigkeit von den Behörden eines anderen Landes, wie z.B. im Falle der Großen Moschee von Paris, die Algerien untersteht.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen