piwik no script img

Auf dem Wasser gehen die Pferde durch

■ Ergänzend zu dem Langsamfahrgebot an den Havelufern fordert die Wasserschutzpolizei eine PS-Begrenzung für Motorboote / Schwierige Kontrolle der Raser innerhalb des neuen Schutzstreifens / Senat über Notwendigkeit von Bojen uneins

Zusätzlich zu dem in dieser Woche wirksam werdenden Tempolimit auf der Havel müßte es nach Ansicht des Leiters der Berliner Wasserschutzpolizei, Wulf Köhn, schon aus Gründen der Verkehrssicherheit zu Wasser jetzt auch eine PS -Begrenzung für mitunter im Miami-Vice-Stil herumdüsenden Motorboote geben. Laut einer im letzten Jahr herausgegebenen Broschüre der Verkehrsverwaltung haben immerhin 80 Prozent der rund 20.000 Berliner Motorboote Motorstärken von über zehn PS. Dabei verfügen den Angaben zufolge die insgesamt rund 40.000 Sportboote auf den Gewässern der Halbstadt statistisch nur über eine Fläche von etwa 24 mal 24 Metern. „Je spritziger ein Fahrzeug ist, desto eher ist der Besitzer bereit, dieses auch auszunutzen“, klagte Köhn dennoch gegenüber der taz.

Obwohl eine PS-Begrenzung der Motorboote gewiß auch dem Schutz der bedrohten Röhricht-Bestände an den Havelufern dienen würde, lehnte die Umweltverwaltung diesen Wunsch der Polizei ab. „Das ist im Moment nichts, was Diskussionsthema ist“, sagte Umweltsprecher von Bargen. Erst einmal müsse die Wirksamkeit der ab Freitag geltenden Verordnung abgewartet werden, nach der Sportboote in einem Abstand von weniger als 100 Metern vom Ufer statt bisher höchstens 25 nun-mehr maximal 7,5 km/h fahren dürfen. Wenn sich die Kontrolle dieses Schutzstreifens in der Praxis als zu schwierig erweisen sollte, werde Umweltsenator Starnick bei der Verkehrsverwaltung um Prüfung bitten, ob nicht doch eine „vorsichtige Bojenmarkierung“ erfolgen könne, kündigte der Sprecher am Freitag überraschend an. Das werfe natürlich Fragen der Verkehrssicherheit und der Landschaftsgestaltung auf.

Der Senat denke weiter nicht daran, Bojen aussetzen zu lassen, da diese „wie eine Perlenschnur“ aussähen, betonte demgegenüber am gleichen Tag nochmal der leitende Senatsrat in der Verkehrsverwaltung, Harthun. Bei der Kontrolle des Hundert-Meter-Streifens müsse die Wasserschutzpolizei eben eine gewisse „räumliche Toleranzbreite“ akzeptieren, meinte der Senatsrat auf Anfrage.

Tatsächlich werden die meisten Wassersportler ohne die Bojen die Entfernung kaum abschätzen können, so der Leiter der Wasserschutzpolizei. Zwar sei man durch Radar selbst in der Lage, die Distanz exakt zu ermitteln, jedoch könne mangels fester Orientierungspunkte gegen Temposünder innerhalb des Uferstreifens kaum beweiskräftig eingeschritten werden. Laut Darstellung des Polizeidirektors machen im Gegensatz dazu die verschiedenen Methoden der Geschwindigkeitsüberwachung auf dem Wasser technisch keine Probleme. Indes werden nicht sonderlich viele Raser erwischt. Köhn: „Von Januar bis Juni dieses Jahres sind wir so auf um die 70 beweiskräftige Anzeigen gekommen“. Er bedauerte, daß wegen des fehlenden Polizeipersonals an der Havel auch weiterhin keine flächendeckende Geschwindigkeitsüberwachung möglich sei.

thok

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen