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Mittagsschlaf für Tiefflieger

■ Geißler und Nato-Oberbefehlshaber wollen die Belastung der Bevölkerung durch Flugpause in der Mittagszeit verringern / Tiefflüge aller NATO-Partner seien für Sicherheit unerläßlich

Berlin (taz) - Durch das Sommerloch rasen die Tiefflieger. Dicht gefolgt von den Äußerungen der Militärs und Politiker: „Wenigstens in der Mittagszeit müssen für zwei Stunden sämtliche Tiefflüge unterbleiben“, forderte CDU -Generalsekretär Heiner Geißler am Sonntag.

Geißler begründet seine Idee mit der Sorge, gerade am frühen Nachmittag würden auf dem Land Beerdigungen stattfinden. Und wenn dann Tiefflieger über den Friedhof rasten und den Pfarrer am Grab im Düsenlärm verstummen ließen, so Geißler, zerstöre der Lärm „selbst bei Gutwilligen in der Trauergemeinde den Gedanken der Verteidigungsbereitschaft mehr, als dies tausend Propagandakompanien des KGB in zehn Jahren schaffen könnten“. Als Grundproblem bei den Tiefflügen nannte Geißler, daß das Bewußtsein der Bevölkerung von der Sowjetunion bedroht zu werden, rapide abgenommen habe.

Deswegen müsse man den Tiefflug auf das notwendige Minimum reduzieren, sagte Geißler, und vor allem die Luftkampf- und Zielflug-Übungen über bewohntem Gebiet verbieten. Sein Lösungsvorschlag: „Das kann man auch über dem Meer machen.“

Die Alliierten flogen im vergangenen Jahr insgesamt 68.000 Stunden im Tiefflug über die Bundesrepublik hinweg. Das sind rund 19 Stunden am Tag.

Auch der Nato-Oberbefehlshaber John Galvin kündigte am Wochenende an, man wolle mehr Flüge ins Ausland verlegen und verstärkt Simulatoren benutzen. Außerdem solle versucht werden, die Tiefflugrouten so zu ändern, daß nicht immer dieselben Gebiete überflogen werden.

Im gleichen Atemzug wiesen aber Geißler und Galvin darauf hin, daß Übungen aller Nato-Partner in der Bundesrepublik, einschließlich der Tiefflüge, für die Sicherheit nach wie vor unerläßlich seien.

csg

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