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Rambos Schulungskurs

■ Umsonst und drinnen durften sich 200 Polizisten den Gewaltstreifen „Rambo III“ ansehen / Prädikatsauszeichnung des Films rief heftigen Protest hervor

In den zweifelhaften Gratisgenuß des zu Rassenhaß und Völkermord ermutigenden Revanchistenstreifens „Rambo III“ sind am vergangenen Sonntag vormittag rund 200 Polizisten auf Einladung des Filmverleihers und CDU-Abgeordneten Jürgen Wohlrabe im Royalpalast gekommen. Wie der Geschäftsführer des Kinos, Rienau, und der UFA-Verwaltungsdirektor, Gebhard, gestern gegenüber der taz bestätigten, handelte es sich dabei um eine Sonderaufführung für Polizeibeamte und deren Angehörige. Filmverleiher Wohlrabe hingegen gab sich unwissend. Die Veranstaltung sei eine „normale Pressevorführung für interessierte Filmkundler“ gewesen. Von der Teilnahme Polizeibeamter wisse er nichts, erklärte Wohlrabe, der auch keine diesbezügliche Einladungen ausgesprochen haben wollte. Aus der Polzeipressestelle verlautete, daß die Sondervorführung beim Polizeipräsidenten Schertz „großes Befremden“ ausgelöst habe. Daß der von Wohlrabe mit 398 Kopien vertriebene Streifen über den Blutbademeister Rambo von der Filmbewertungsstelle in Wiesbaden mit dem Prädikat „wertvoll“ ausgezeichnet worden war, hatte bei einigen Filmgesellschaften heftige Proteste gerufen.

Die Einladung Wohlrabes, 850 Polizisten mit Freikarten für die Matineevorstellung am 7.August zu bestücken, war vor wenigen Wochen in den Polizeidienststellen verbreitet worden. Auf eine Intervention der Sozialdemokraten in der Polizei war das Angebot seinerzeit jedoch von Schertz abgelehnt worden. Die jetzige Filmvorführung, so Schertz gestern, habe „ohne sein Wissen und seine Billigung“ stattgefunden.

Zum Thema „Rambo III Prädikat wertvoll? Schmutziger Lorbeer?“ gibt es heute abend um 22.30 Uhr eine Sondersendung des Berliner Platzes im NDR. Eingeladen sind unter anderem Filmverleiher Wohlrabe und ein Mitarbeiter der Filmbewertungsstelle Wiesbaden.

plu

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