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Männerkumpanei

■ Verhinderte die Fraktion der Alternativen Liste eine Frauenaktion zum Paragraphen 218?

Buchstäblich in der Tüte blieb gestern eine „Paragraph-218 -Aktion“. Geplant hatten der AL-Frauenbereich und die Paragraph-218-Gruppe, während der Sondersitzung im Zuschauerraum des Abgeordnetenhauses ein Transparent zu entrollen. „Modell Memmingen - In Zukunft Abtreibungen auf dem Küchentisch“ sollte drauf stehen und auf die Praxis der bayerischen Strafjustiz aufmerksam machen, die mehr als 200 Frauen zu einer Geldstrafe zwischen 900 und 3.200 Mark wegen Verstößen gegen den Paragraph 218 verurteilt hat.

Doch alles ging schief, und jetzt ist Krach zwischen den Frauen und der AL-Fraktion. „In plumper Männerkumpanei“ habe die Fraktion die Aktion verhindert, schrieben die Frauen und besetzten die Pressestelle der Alternativen.

Was war passiert? Einer der Fraktionäre hatte versprochen, die Tüte mit dem Transparent in den Zuschauerraum zu schmuggeln, doch als die Frauen das Corpus delicti greifen wollten, kam gleich der Ordnungsdienst. „Die Tüte gehört dem Fraktionär!“ sagt der aufmerksame Mann und entriß sie der Frau. Der Fraktionär, verdutzt, klemmte sie sich unter den Arm und verschwand in den Plenarsaal.

Soweit die Geschichte. Der Tütenträger allerdings gibt den Frauen die Schuld. Die seien nämlich zu spät gekommen, deshalb sei der Ordnungsdienst überhaupt aufmerksam geworden. Wie auch immer. Fest steht, daß die AL-Fraktion von der Aktion der Frauen eh nicht begeistert war. „Unpassend“ war das Gegenargument und: „Nicht der richtige Zeitpunkt“. Über den Abgeordneten, der alles verpatzt hat, raunt man sich hinter vorgehaltener Hand im Rathaus zu: „Der hatte Schiß in der Hose.“

bf Siehe auch Seite 25

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