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Leerstand im Hochsicherheitstrakt

■ Nach der Verlegung der RAF-Frauen nach Plötzensee steht der Moabiter Hochsicherheitstrakt leer / Auch „normale“ Gefangene wurden verlegt

Nachdem die beiden Gefangenen aus der RAF am Dienstag aus dem Moabiter Hochsicherheitstrakt in den Frauenknast Plötzensee verlegt wurden, steht der Trakt leer. Wie Justizsprecher Kähne gestern auf Nachfrage bestätigte, saßen in dem 17 Häftplätze umfassenden Trakt bis vor kurzem außer den RAF-Frauen noch acht „normale“ Gefangene, die sogenannte „Vollzugsstörer“ seien. Weil der Trakt nach der Sommerpause „renoviert“ wird, so Kähne, seien sämtliche Gefangene in den „Normalvollzug“ zurückverlegt worden. Auf Nachfrage schränkte der Justizsprecher ein, daß sie auch dort „möglicherweise“ verstärkten Sicherheitsmaßnahme unterlägen. Wie ein Anwalt bestätigte, unterliegt sein Mandant auch nach der Verlegung „extremer Sonderhaft“, indem er weder an Sportveranstaltungen teilnehmen dürfe noch mit anderen Insassen zusammengeschlossen werde.

Die 60 Beamten des Hochsicherheitstrakts wurden Kähne zufolge in andere Haftbereiche abgezogen, wo Überstunden abgebaut werden müßten. Der Trakt solle mit „möglichst wenigen Mitteln“ renoviert werden. Pläne, ihn dicht zu machen, gebe es nicht, weil „die Erfahrung gelehrt“ habe, daß er weiterhin für die Unterbringung von „Vollzugsstörern, Ausbruchverdächtige und besonders gefährliche Gefangene“ vonnöten sei. Auf die Frage, ob die acht Gefangenen nach der Renovierung in den Trakt zurück müßten, sagte Kähne: „Wenn sie sich entsprechend verhalten, voraussichtlich nicht.“

Nach Fertigstellung des Trakts im Janaur 1980 wurde er mit Gefangenen aus der Bewegung 2.Juni und der RAF belegt. Angesichts der geringen Belegung der damals noch 27 Haftplätze wurden ab 1984 auch angebliche „Vollzugsstörer“ dorthin verlegt. Auf Anfrage der AL im Rechtsausschuß behauptete Staatssekretär von Stahl seinerzeit, die durchschnittliche Aufenthaltsdauer der „normalen“ Traktinsassen betragte sechs Monate und zwei Wochen. Die Praxis zeigt ein anderes Bild. So mußte ein Gefangener, der bezichtigt worden war, über die Maße des Generalschlüssels der Tegeler Haftanstalt zu verfügen, ganze 25 Monate dort zubringen.

plu

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