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A U F R U H R - W I D E R S T A N D

„Damit es jeder weiß, wir scheißen auf Blau-Weiß“, „Wir wollen keine Blau-Weiß-Schweine“ und „Oh, du mußt nicht traurig sein, Blau-Weiß, das ist ein Scheißverein“, ertönt es aus den ca. 200 mit Bier zugeschütteten Kehlen der „Hertha-Frösche“ auf dem Oberring. Kein Grund, für den Stadionsprecher, einzuschreiten. Die Polizei verhält sich ebenfalls zurückhaltend. Die sechs Beamten, die auf die „auf Randale ausgerichteten“ (Kommentar eines Polizeihauptmeisters) Hertha-Frösche aufpassen sollen, ziehen bald ab. „Yeaah“, schreit es bei Fouls an Blau-Weiß -Stürmern, „Raus die Sau“ bei Fouls an Hertha-Stürmern.

Sekunden nach dem 2:0 in der zweiten Halbzeit ist es dann soweit: Nach Polizeiangaben stürmen 15 „Wannsee-Front„ -Mitglieder - nach eigenen Beobachtungen mehr als doppelt soviel - über die vollbesetzten und anschließend fluchtartig verlassenen Bänke zum Block der vermeintlichen Blau-Weiß -Fans.

Die überraschte Polizei - ein Vorgesetzter entschuldigte sich: „Wir können ja nicht überall sein.“ - trieb dann die Hertha-Recken in ihren Fan-Block zurück.

Massive Polizeikräfte bewachten fortan die stark alkoholisierte Masse. Ein Polizist auf die Frage, ob er den Einsatz im Stadion einem Demo-Einsatz vorziehe: „Das ist eigentlich dasselbe; nur die hier sind schlimmer.“

Das Fazit der wegen Schlägerei-Mangel enttäuschten Hertha -Frösche: „Das sind Zustände wie zwischen 33 und 45.“ Die Empörung machte sich Luft: „Aufruhr, Widerstand.“

Christian Hase

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