: Babys als Organspender verkauft
■ Entführte Babys „stückweise“ aus Lateinamerika in die USA abgesetzt / Komapatienten zwecks Organspende eingeschläfert
Genf/Tegucigalpa/Asuncion (afp) - Berichte über den Handel mit Organen von adoptierten Babys und Koma-Patienten, wie in jüngster Zeit aus Südamerika gemeldet, sind durchaus ernst zu nehmen und sollten von den Behörden verfolgt werden. Zu diesem Schluß kommt ein Bericht des Internationalen Verbandes Demokratischer Anwälte vor dem in Genf tagenden UN -Unterausschuß für Menschenrechtsfragen. Zwar gebe es bisher noch keine eindeutigen Beweise für einen solchen Handel, aber es seien doch zahlreiche entsprechende Hinweise aus Lateinamerika vorhanden.
So hatte etwa der ehemalige Sekretär des staatlichen honduranischen Wohlfahrtsrates, Villeda, bereits im letzten Jahr über vorgetäuschte Adoptionen von behinderten Kinder berichtet. Diese Kinder seien dann in „Stücken“ verkauft worden. Villedas Vorwürfe wurden von der Regierung dementiert. Die Anwaltsvereinigung zitierte auch Berichte aus Guatemala, wonach eine Bande von Jugendlichen honduranische Kinder entführte oder Neugeborene von ihren Müttern für etwa 250 Dollar kaufte. Die Babys sollen dann zum Stückpreis von 20.000 Dollar in die USA verkauft worden sein.
Der Handel flog auf, als die Polizei 14 der von der Bande entführten und erworbenen kleinen Kinder entdeckte und einen der Babyhändler festnahm. Dieser gab an, die Babys würden nicht wirklich adoptiert, sondern dienten als „Rohmaterial“ für Organtransplantationen in den USA. Die Anwälte berichteten dem UN-Komitee für Menschenrechte auch über den Handel mit den Organen von Koma-Patienten. So wurden etwa in Brasilien an der Tanabate-Universität nach verschiedenen Berichten im vergangenen Jahr Koma-Patienten ohne die Einwilligung ihrer Angehörigen eingeschläfert und ihre Organe transplantiert. Die Ärzte hatten damals erklärt, sie hätten die sterbenden Patienten eingeschläfert, um mit ihren Organen anderen Kranken das Leben zu retten. Sie hätten dabei unter Zeitdruck gearbeitet und deshalb keine Gelegenheit zur Rücksprache gehabt.
In Honduras wurde am Mittwoch eine Babyhändlerin zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt. Die Frau hat nach den Erkenntnissen des Gerichtes Babys in die USA, Kanada und Frankreich „exportiert“. Sie habe diese Kinder in den Slums der Hauptstadt zu einem Spottpreis erworben und dann für mehrere tausend Dollar weiterverkauft. Vor drei Jahren wurden in einem „Mästhaus“ 14 Kinder entdeckt, die von der Angeklagten gekauft worden waren.
In Paraguays Haupstadt Asuncion entdeckten die Behörden am Mittwoch zwei Kinder, die offenbar verkauft werden sollten. Sechs Verdächtige wurden festgenommen. Vor einer Woche waren sieben Babys entdeckt worden, die nach Angaben eines Richters als Organspender in die USA oder Israel verkauft werden sollten. Diese Behauptung wurde von der amerikanischen Botschaft in Asuncion zurückgewiesen.
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