: Post-„Pflichtmahnung“
■ Demonstrieren bitte beim Lehrherrn anmelden
Eine „Pflichtmahnung“ bekamen vorgestern rund 250 Bremer Postlehrlinge von der Leitung des Fernmeldeamtes 2. Verstöße gegen die Ausbildungsordnung wirft ihnen Amtsleiter Reinke vor. Bei einer Wiederholung hätten sie mit „arbeitsrechtlichen Maßnahmen“, also mit ihrer Entlassung, zu rechnen. Die „Pflichtmahnung“, werde in die Personalakte eingetragen.
Dies ist die späte Rache der Amtsleitung für eine Demonstration der angehenden „Kommunikations-Elektroniker“ Ende Juni. Damals waren sie - während der Arbeitszeit - zur Bremer Oberpostdirektion demonstriert und hatten dort gefordert, daß sie nach der Ausbildung in ihrem frisch erlernten Beruf in den Postdienst übernommen werden. Oberpostdirektor Kuhl hatte sie mit warmen Worten willkommen geheißen: Er freue sich, daß die Azubis sich für ihre Zukunft einsetzen. Und: Die Aktion der jungen Leute sei für ihn ein Zeichen „lebendiger Demokratie“.
Dennoch meldete sich drei Wochen später die Amtsleitung des Fernmeldeamts zu Wort. Sie forderte von den Demostranten, sie sollten sich bis zum vierten August zu ihrer Aktion erklären. Diese antworteten unisono: In gleichlautenden Schreiben beriefen sie sich auf das Lob aus dem hohen Munde des Oberpostdirektors. Umsonst: Nicht über die Demonstration hätte sich die Amtsleitung aufgeregt, sondern darüber, daß die Demonstranten sich nicht ordnungsgemäß abgemeldet haben, sagte der stellvertretende Leiter Reinhard Grabs gestern zur taz.
mw
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen