piwik no script img

Liebe am Nachmittag nur in NRW

Der vergangene Mittwoch war für Rohmer-Fans ein schwarzer Tag. Jedenfalls für die baden-württembergischen, die bayerischen, die berliner, die hessischen, die niedersächsischen, die rheinland-pfälzischen, die saarländischen und die Schleswig-Holsteiner. Nur die Nordrhein-Westfalen kamen um 22.30 Uhr in den Genuß einer Liebe am Nachmittag. Die verkabelten Rest-Deutschen sahen sich stattdessen mit einer Schrifttafel des WDR 3 konfrontiert: Der Spielfilm könne „aus urheberrechtlichen Gründen leider nicht über INTELSAT ausgestrahlt“ werden. Das Programm werde um 0.05 Uhr wie üblich fortgesetzt.

Was steckt dahinter? Darf der Klassiker Rohmer nur ganz klassisch über terrestrische Frequenzen strahlen? Verteilt der WDR seine Bonbons nur unter Einheimischen? Oder hat Rohmer was gegen Kabelfernsehen?

Nichts von alledem. Des Rätsels Lösung ist, wie so oft, prosaischer Natur. Als die Regionalprogramme noch lokal erstrahlten, erwarb die Westdeutsche Sendeanstalt Filmrechte für ihr begrenztes Sendegebiet. Mit der Möglichkeit, ihre Programme auch bundesweit in die Kabelprogramme einspeisen zu können, müssen die regionalen Sendeanstalten diese Rechte nachträglich für das gesamte Bundesgebiet erwerben. Dies ist nicht immer möglich. Weil der Verkäufer diese gar nicht hat oder weil sie für den WDR zu teuer sind. So auch im Falle der Rohmer-Serie: Auch morgen abend muß sich der Kabelkucker statt des Films Die Eule und das Kätzchen mit besagter Schrifftafel zufriedengeben, ebenso wird er am 24.8. auf Die Frau des Fliegers und am 31.8. auf Pauline am Strand verzichten müssen.

Aber, so versichert Jutta Müller von der WDR-Pressestelle: „Seit der Änderung kaufen wir natürlich für alle Filme die bundesweiten Rechte“. Sendepause wird's also nur noch bei den Filmen geben, die seit geraumer Zeit auf Halde liegen. Und die ist bald leer.

Da die bundesweiten Rechte laut Auskunft von Frau Müller teurer sind als die regionalen, steht nach Adam Riese eine Kostenexplosion ins Haus. Und wenn sie das nächste Paket unbedingt trotz zu hoher Kosten kaufen wollen, müssen sich die Regionalen zusammentun. Das kennen wir ja vom Fußball. Die vielbeschworene Programmvielfalt dürfte dann allerdings auf der Strecke bleiben.

chp

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen