: Atompolitik
■ Südafrika taktiert, um seinem Ausschluß aus der Internationalen Atomenergiebehörde zu entgehen
Was bereits 1987 mit Washingtons Unterstützung und durch Moskaus Zurückhaltung möglich war, könnte sich bei der Jahrestagung der Wiener Internationalen Atomenergiebehörde (IAEO)im September wiederholen. Von internationalen Sport oder Kulturorganisationen längst ausgeschlossen, bleibt Südafrika weiter Mitglied just in der internationalen Behörde, deren Kontrollen es sich bis jetzt erfolgreich entzog, von deren Know-How und Expertenaustausch es aber wesentlichen Nutzen zog und zieht für die Herstellung seiner Atomwaffen.
USA, BRD und andere westliche Staaten, die durch enge atommilitärische Kollaboration mit dem Apartheidsstaat diese Produktion überhaupt erst ermöglicht haben, können an einer Unterschrift Pretorias unter den Atomwaffensperrvertrag nicht wirklich interessiert sein. Könnten die dann fälligen IAEO-Inspektionen doch Beweise für eben diese Kollaboration zu Tage fördern. Die Teilnahme der Garantiemacht UdSSR an den Wiener Geheimverhandlungen, die Pretorias Manöver in letzter Minute erheblich aufwertet, ist nur zu verstehen im Rahmen des globalen Aufräumens der Regionalkonflikte durch die beiden Großmächte.
Von den Atomwaffen des Apartheidsregimes fühlen sie sich nicht bedroht. Bedroht sind zunächst „nur“ die schwarzen „Homelands“ Südafrikas und - im Falle ihrer Unterstützung des südafrikanischen Befreiungskampfes - die Frontstaaten. Die Stimme der UDSSR und ihrer Verbündeten für eine Suspendierung Südafrikas bei der IAEO-Tagung im September ist ebenso unsicher wie die Überraschung groß war über das zwischen den Verhandlungsparteien einvernehmliche Ergebnis der Genfer Angola/Namibia-Gespräche vergangene Woche.
Andreas Zumach, Genf
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