: „Uns bleibt nur der bewaffnete Kampf!“
■ Gespräch mit Brang Seng, dem Vorsitzenden der Katschin-Befreiungsorganisation und einem der politisch führenden Köpfe in der Minderheitenfront NDF
I N T E R V I E W
Frage: In der birmanischen Union gibt es mehrere nach Minderheitenvölkern benannte Staaten, so auch einen Katschin -Staat. Warum haben Sie die Waffen gegen Rangun erhoben?
Brang Seng: Diese Minderheitenstaaten existieren nur nominell. Zum Beispiel werden deren Regierungschefs von den Militärs in Rangun eingesetzt. Das Staatsoberhaupt des Katschin-Staates ist zwar ein Katschin, aber er ist vollständig von Rangun abhängig. Dieser Mann hat sich darüberhinaus dem Befehl des örtlichen Militärkommandeurs zu unterwerfen. Auch die Minister sind als Mitglieder der Sozialistischen Programmpartei an die Weisungen der Zentrale in Rangun gebunden. Unter diesen Umständen kann von einer Selbstverwaltung des Katschin-Volkes nicht die Rede sein.
Die Zentralregierung hat alle Rechte der Minderheiten an sich gerissen. Um Demokratie und Menschenrechte zurückzubekommen, gibt es keinen anderen Weg, als den bewaffneten Kampf. Wir haben keine Alternative. Es gibt weder Presse- noch Meinungsfreiheit. Man kann nicht mit den Regierenden sprechen, nicht einmal an sie appellieren.
Wie stellen Sie sich ein neues Birma vor?
Unser Modell für ein neues Birma orientiert sich an den förderalen Staatssystemen der Bundesrepublik Deutschland und der Schweiz. Wir sollten Minderheitenstaaten analog den Siedlungsgebieten unserer Völker markieren, und für deren Minderheiten wiederum eigene autonome Verwaltungsbezirke einrichten.
Wichtig ist, daß das Volk seine Regierung selbst wählen kann. Amtsträger der Staatsregierungen sollten auch in der Zentralregierung vertreten sein.
Wir wollen eine freie Marktwirtschaft. Birma ist reich an Bodenschätzen und wir sollten die Tür öffnen, um die Schätze ausbeuten und die Wirtschaft entwickeln zu können. Wir brauchen ausländische Investitionen, weil Birma nicht über die geeigneten Möglichkeiten und Techniken verfügt.
Rainer Hörig
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