: MBB fliegt chinesisch
■ Erstes deutsch-chinesisches Raumfahrtprojekt erfolgreich abgeschlossen / Billiger als Ariane und Challenger
Als es bei uns Freitag nacht und in China schon Samstag mittag war, landete ein chinesischer Rückkehrsatellit in der Wüste Gobi. An Bord hatte es zum ersten Mal ein deutsches Experimentierprogramm des Bremer Raumfahrt-und Rüstungsunternehmens MBB-Erno gegeben. Über die deutsch -chinesische Zusammenarbeit im All informierte Dr. Peter Vits, zuständig bei MBB für den Bereich Nutzlasten.
Zum ersten Mal hatten 15 Experten aus Frankreich, Schweden, USA und der BRD einen Start im chinesischen Raumfahrtzentrum Jinquan, 2.000 km von Peking enfernt, beobachten können. Seit der Challenger-Katastrophe gab es nur noch russische oder chinesische All-Transporte für Nutzlast und Experimentiergerät. China hatte mit der Zuverlässigkeit seines Raumfahrt-Systems geworben: Jährlich starten hier zwei Raketen - bis zum Jahr 2.000 sollen es über 100 sein. Im Gegensatz zur europäischen 'Ariane‘ mit ihren reihenweisen Fehlstarts und zur amerikanischen 'Challenger‘ gab es in China bisher noch keine größeren Pannen. Das Geheimnis des chinesischen Erfolgs nach Meinung Dr. Vits: einfache Technik, lieber eine Schraube mehr und etwas
dicker. Aus politischen Gründen, und weil der Transportpreis für die MBB-Nutzlast von 50.000 Dollar pro kg konkurrenzlos war, startete MBB schließlich mit den Chinesen.
China benutzt seinen Satelliten in erster Linie für militärische Zwecke. Hier, so Vits, habe es jedoch keine Zusammenarbeit gegeben. Im Gegenteil, deutsche und chinesische Forschungsgeräte seien völlig voneinander abgeschirmt worden, streng hätten die Chinesen ihre militärischen Geheimnisse gehütet.
Die von MBB mitbegründete Firma 'Intospace‘ entwickelte Geräte für die Experimente und suchte Interessenten und Geldgeber in der Pharmaindustrie. Ziel der All-Versuche war die Herstellung von Kristallen aus Proteinen, die unter der Schwerelosigkeit besonders groß und rein werden. Nur an solchen Kristallen, die auf der Erde nicht zu erzeugen wären, können Strukturuntersuchungen mit Röntgen-, Neutronen - oder Teilchenstrahlen vorgenommen werden. Interessant sei dies für die Entwicklung neuer pharmazeutischer Produkte z.B. für Interferon. Eventuell startet MBB in einem Jahr erneut mit dem chinesischen Trägersystem. U
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