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Vormittagsmagazin ohne Vier

■ Vier freie Mitarbeiter des täglichen Radio-Bremen-Plauschs klammheimlich ausgebootet Betroffene: „Abteilungsleiter duldet nur diensteifrige Kopfnicker“

Der Hickhack bei Radio Bremen hat eine neue Facette: Nach klammheimlich angelegten Personen-Dateien bei RB IV, Dauerkrach bei Biz Bize und dem von Programmdirektorin Karola Sommerey autoritativ verkündeten Ende von „Rizz“ folgt jetzt der Knatsch im „Vormittagsmagazin.“

Vier MitarbeiterInnen der täglich von 9.00 bis 12.00 Uhr auf der Hansawelle ausgestrahlten Sendung fürchten um ihren Job. Christine Krause-Plagemann, Roswitha Schäfer-Neubauer, Inka Eckermann und Erwin Bienewald erhielten zu einer Mitarbeiterbesprechung, die Abteilungsleiter Nils von Haken am Donnerstag einberufen hatte, kurzerhand keine Einladung mehr.

Besonders listig an der Terminplanung des konspirativen Treffens: Zeitgleich tagte die Journalistengwerkschaft RFFU wegen der Rizz-Einsparbeschlüsse des RB-Direktoriums.

Während die vier Mitarbeiter des Vormittagsmagazins sich kollegial-gewerkschaftlich den Kopf über die Perspektivlosigkeit der Rizz-Kollegen zerbrachen, wurde gleichzeitig über ihre eigene Perspektivlosigkeit entschieden.

Hintergrund der heimlich, still und leisen Ausbootung der vier: Alle hatten sich geweigert, für 156 Mark am Tag „Reporter vom Dienst“ des Vormittagsmagazins zu spielen eine eher hochtrabende Amtsbezeichnung für die schlichte Aufgabe, „dem Abteilungsleiter Kaffee zu kochen und Sendepläne zu kopieren“, wie einer der Betroffenen das Tätigkeitsfeld des „Reporters vom Dienst“ beschreibt: „Bei der Strategie des neuen Abteilungsleiters, sich eine diensteifrig-rückgratlose Schar von subalternen Kopfnickern zu schaffen, wollten wir nicht mitmachen.“

In die gleiche Richtung weist

auch eine neue Geschäftsordnung für die Redaktionskonferenz des Vormittagsmagazins: Während ständige Mitarbeiter früher an der täglichen Themenplanung beteiligt waren, soll die Konferenz künftig ohne sie stattfinden. Beiträge sind dort nicht mehr mündlich vorzustellen und vorzuschlagen, sondern schriftlich im Vorzimmer des Abteilungsleiters einzureichen.

Daß nicht allein akute Sparzwänge - angeblich gibt es im Etattopf der Redaktion nur noch 380 Mark pro Tag für Mitarbeiter-Honorare -, sondern langfristige Überlegungen zum de-facto-Rausschmiß der vier „festen freien“ Mitarbeiter geführt haben, zeigt die neue Auflage des RB-hausinternenen Telefonbuchs: Ihre Namen sind darin nicht mehr aufgeführt, die Nummern waren von Abteilungsleiter von Haken schon vor Wochen zu benennen.

K.S.

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