Berliner zu blöd zum Busfahren

■ BVG-Bedienungsanleitung für die Busmitteltüren

Seit es erlaubt ist, in BVG-Busse auch durch die Mitteltür einzusteigen, herrscht das Chaos. Bei der BVG klagt man über „Knäuel“ und „Zusammenstöße“ an den Haltestellen.

Kein Wunder: Denn nun stehen nicht mehr allein hinter der Tür die Kriegerwitwen (samt zwei, drei Einkaufstaschen natürlich) und blockieren den Einstieg; jetzt stehen auch vor der Tür die Kriegerwitwen (im Besitz von drei, vier Ellenbogen) und blockieren den Ausstieg.

Daneben gibt es dann noch die, die erst in der Mitte einsteigen, denen dann aber einfällt, daß sie ihren Fahrschein ja vorne abstempeln müssen, die sich folglich durch den Gang nach vorne wühlen, stempeln, zurückwühlen, dann die Mitteltreppe hinaufsteigen und damit mit denen zusammenstoßen, die die Treppe runtersteigen wollen... Kein Wunder, daß Berlins Kriegerwitwen vorbeugen, lieber keinen Fuß rühren und hinter der Mitteltür stehenbleiben.

Warum sollten sie ihre Fahrgewohnheiten auch von heute auf morgen ändern? Die Mauer wurde schließlich auch nicht an einem Tag gebaut. Die BVG respektiert die Sturheit der Nachkriegsberliner gegenüber Neuerungen und erinnert an Martin Luther. „Hier stehe ich, ich kann nicht anders“, sagte der schließlich schon anno 1521. Den Mitteleinstieg im BVG-Bus gibt es dagegen, das muß man hinzufügen, erst seit dem 1.Mai 1988.

Trotzdem wundert sich die BVG. In anderen Städten sei das alles doch auch kein Problem. Deshalb versucht sie es noch einmal mit Argumenten.

Faltblätter, verständnisheischend aufgemacht mit dem Luther -Zitat, wurden gedruckt. Und ab heute sollen vor Ort „Kundenberater“ den Fahrgästen der BVG-Busse die „Goldenen Regeln“ (BVG-Faltblatt) noch einmal gaaanz langsam erklären: „Die vordere Tür ist für alle, die noch keinen gültigen Fahrausweis haben, also...“ - damit das auch allen klar wird - für die, „die einen Fahrschein kaufen oder entwerten lassen müssen.“ Die Mitteltür dagegen, erklärt das Faltblatt geduldig weiter, ist „nur für Fahrgäste mit gültigem Fahrausweis“.

Und alle zusammen wiederholen dann noch mal die „Devise“: „Erst aussteigen lassen - dann einsteigen!“

hmt