DUMPFES PATCHWORKRATEN

■ Touriprogramm von Logic Animal in der Zeltbühne des Bethanienhauses

Der Programmzettel kündigte „wild wild“ an und „logic animal oder die maschine lebt“. Der Titel verhieß Gutes. An den Keyboards stand Edgar Hofmann, unter blondem Seidenhaar und in ärmellosem Ringel-T-Shirt wunderbar anzusehen, und an der Gitarre - nicht Roman Bunka, wie aus dem Programmteil von Donnerstag zu schließen - der Holländer Eugen de Ryck, der mit Musikern auf der Bühne gestatten hatte, die für Größen von Chick Corea bis Mink De Ville spielten.

Die ersten drums rollten aus dem Computer, vorwärtsdrängend und schön sauber abgemischt, und Edgar Hofmann rührte mit tiefer, sonorer Stimme an den Seelensaiten. Der Gesang strich die gleiche Tonfolge immer wieder hinab, während das Keyboard seinen eigenen Lauf perlte, sanft wie ein Harmonium oder schrill wie Klosterglöckchen im Sektglas. Der Fuß wippte schon mit - ja, genau so mußte es sein, und jetzt die Steigerung und im Galopp in den space oder in die Abgründe des Lebens, Jungs, rotzt wild auf diese Scheißwelt! Oder einfach ab und Musik, die den Puls beschleunigt! Aber da kam nichts mehr.

Schon der halbherzige Einsatz von Kreissäge auf Hammer zu Beginn des Konzertes, mehr funkensprühendes Streicheln denn Maschine auf Metall, hätte stutzig machen sollen. Das kam doch schon einmal aus einer anderen Ecke überzeugender. Und dieses ständige Dämmern, dies oder das bereits gehört zu haben, nur anders, besser und ehrlicher, das blieb während unendlicher Viertelstunden und artete in ein quälendes Quiz aus.

Waren diese Schmacht aus dem Saiteninstrument, die vielen Vibrati, die simple Wiederholung des Gesangs auf der Gitarre, die Läufe, die nirgendwo ankamen, vielleicht Ironie? Weit gefehlt! Eugen de Ryck schrebbelte und pickte und pickte und schrebbelte immer weiter und trat auf den Fußschaltern herum, als ob das allein schon den Sound machte. Mit welchem Ernst er gegen den Computer und Hofmanns Stimme anging! Der unterstützte ihn noch bei seinem Vorhaben, sang hier ein Stückchen und dort eine Zeile und pustete kurz in Querflöte und Sax. Jeder neue Start wurde schnell wieder unter den fadenscheinigen Teppich aus Gitarrenklängen gekehrt.

Da war wohl erst die Faszination des Drumcomputers gewesen, dieses feine Basteln und Zählen und Abmischen macht ja großen Spaß, dann wurde der Stoff mit Keyroporkugeln gefüllt, alles in großen Strichen mit der Gitarre zusammengenäht und sternchenförmig Gesang auf das Gebilde gestickt. Und weil das Konzept für dieses Patchwork fehlte, eine Idee und ein Gefühl aber wenigstens für das Info formuliert werden mußten, heißt das Flickwerk eben „wild wild logic animal oder die maschine lebt“. Keine Spur davon!

Claudia Wahjudi

Logic Animal in der Zeltbühne des Bethanienhauses, bis So., den 14.8., jeweils 21 Uhr