: Popwelle statt Ostsender
■ RIAS entfernt sich vom Programmauftrag / Nicht Information für DDR-Bürger, sondern Konkurrenz für Stadtmedien / Anspruchsvolle Sendungen erst nach 18 Uhr
Der RIAS hat sich nach Ansicht des Landesvorstandes der SPD immer mehr von seinem Programmauftrag entfernt, insbesondere von seiner originären Aufgabe, den Bürgern der DDR Informationen zu vermitteln, die sie den eigenen Medien nicht entnehmen können. Der RIAS könne rechtlich und politisch seinen Platz in der deutschen Medienlandschaft aber nur halten, wenn er strikt seinen Programmauftrag erfülle und nicht zum konkurrierenden Stadtsender werde.
RIAS2 sei inzwischen zu einer Popwelle geworden, die sich nur dadurch von kommerziellen Rundfunkstationen unterscheide, daß sie dank öffentlicher Mittel keine Werbung verkaufen müsse. Analytische Sendungen und Bildungsprogramme auf RIAS1 seien auf die Zeit nach 18 Uhr verdrängt worden, einer Zeit, in der man auch in der DDR fernsieht und nicht Radio hört. Insbesondere beim RIAS-TV, das am 22.August offiziell starten wird, sieht die SPD allein aus technischen Gründen wenig Chancen, den Programmauftrag zu erfüllen.
Der von RIAS und Sat1 gemeinsam genutzte Fernsehkanal 25 verfügt nur über eine geringe Reichweite und kann keinesfalls in die gesamte DDR ausstrahlen. Es sei deshalb eine Fehlentscheidung des Kabelrates, RIAS-TV de facto zum Informationsteil des kommerziellen Senders Sat1 zu machen, heißt es in der SPD-Erklärung weiter. Zudem solle der RIAS immer mehr als CDU-nahe Konkurrenz für den SFB fungieren, kritisiert die SPD unter Berufung auf den amerikanischen Fernsehjournalisten Kendall, der Anfang Juli seine Mitarbeit als Chairman für RIAS-TV aufkündigte. Ein solcher Mißbrauch müsse gerade bei einem Sender mit einer für die Bundesrepublik einmaligen Verfassung ausgeschlossen werden.
Der RIAS wies die Kritik unterdessen zurück. Man habe sich nicht vom Programmauftrag entfernt.
bim
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