: Zufallstreffer und Regelmüll-betr.: "Patchwork in Schwarz-Weiß", taz vom 11.8.88
betr.: „Patchwork in Schwarz-Weiß“, taz vom 11.8.88,
Seite 13 bzw. 15
Wie mensch weiß, können Filme ästhetisch, inhaltich -politisch und (wegen des hier besonders deutlichen Warencharakters) ökonomisch bewertet werden - am besten natürlich, indem all diese Aspekte in ihren Zusammenhängen dargestellt werden. Solche Zusammenschau fällt bewußten KulturkonsumentInnen leicht, wo es sich um westdeutsche und US-amerikanische Gegenwartsfilme, also um bekannte Formen und Inhalte handelt. Achtung aber, wenn's darüber hinausgeht!
Helle, unerklärlicherweise damit beauftragt, über den südafrikanischen Film „Afrika - Land der Hoffnung“ zu berichten, ist allergisch gegen Kitsch und Kommerzialität und sieht sonst fast gar nichts mehr, wenn etwas auf der Leinwand vor sich hinflimmert. (...) Wenn ein linkes Blatt wie die taz solch geschmäcklerisch-unpolitische Filmrezension druckt, wundert's mich nicht, daß P.W. Botha so sicher thront und daß sich immer mehr eine Anti -Apartheidsszene durchsetzt, der es vor allen Dingen darauf ankommt, daß nach einer - wie auch immer gearteten Unabhängigkeit - der wirtschaftliche und kulturelle Imperialismus fortdauert: „Auch Mandela seine Coca Cola und Rambo 1 bis n!“.
Südafrika ist kulturell eines der lebendigsten Länder der Welt. Im Theater, wo die Marktzwänge und die überwältigende Konkurrenz mit dem US-Kulturimperialismus am geringsten sind, wird das sehr, sehr deutlich. Bei der Musik klappt dieser Würgegriff (zum Beispiel die seichte Disko-Musik, die Helle im Film hörte) zum Glück nicht immer. Beim Film sind die Schwierigkeiten immens, sind die Wunden, die Hollywood schlägt, unübersehbar.
Wenn die taz aus dem Zustand raus will, wo sie über südafrikanische Kulturprodukte Zufallstreffer und Regelmüll rezensiert, sollte sie zum Beispiel jeman- oder jefrauden dafür abstellen, den Kulturteil der 'Weekly Mail‘ oder den 'Stafrider‘ zu lesen, vielleicht auch Informationen über das Grahamstown Festival zu sammeln. Empfehlenswert wäre es auch, für solche Aufgaben Exil-SüdafrikanerInnen heranzuziehen. (...)
H. Umfana, Hamburg
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