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Rücktritte, Anteile, Einflüsse

■ Ludwig Ladewig (IGM) schmollt über seine Gewerkschaft Bernd Neumann (CDU) soll über Weser-Report verhandeln

Ludwig Ladewig schmollt. Der Betriebsratsvorsitzende von MBB will seinen Sitz in der Ortsverwaltung der IG Metall aufgeben. Das hat er dem Bremer IGM-Chef Heinz Meinking telefonisch angekündigt. Wahrgemacht hat Ladewig seine Absicht bisher noch nicht.

Den Knatsch gabs auf einer Sitzung der Ortsverwaltung am 8. August. Meinking hatte zu der Sitzung eine Vorlage mitgebracht. Darin war Ladewig der Schwarze Peter für den Streit im MBB-Betriebsrat zugeschoben worden. Wie berichtet, hatte Ladewig dort die linken Betriebsräte um Uwe Neuhaus und Johann Dahnken aus wichtigen Ausschußsitzen gehebelt. Sein neuer Verbündeter: die „Gemeinschaft unabhängiger Betriebsräte“ (GUB), die noch bei den letzten Betriebsratswahlen mit der IG Metall konkurriert hatte. Doch seit sie ihre Gemeinschaft aufgelöst und selbst in die IG Metall eingetreten waren, wurden sie für Ladewig bündnisfähig. Mit seinen neuen Freunden verwirkliche der forsche Ludwig einen alten Traum: Die Linken gerieten im Betriebsrat dahin, wo sie schon seit Jahren waren - in die Minderheit.

Nach wie vor in der Mehrheit sind sie aber in der Versammlung der Vertrauensleute, dem wichtigsten gewerkschaftlichen Gremium des Rüstungsbetriebes. Für den Streit zwischen Betriebsrat und den Vertrauensleuten machte Meinking nun den Betriebsratsvorsitzenden verantwortlich. Die gesamte Ortsverwaltung schloß sich seiner Meinung an. Ladewig wurde angehalten, alle Gewerkschafter paritätisch an der Arbeit des Betriebsrats zu beteiligen, und nicht bestimmte politische Gruppen zu bevorzugen. Das wolle er nicht mitmachen, erklärte Ladewig einige Tage später dem IGM -Chef Meinking und kündigte seinen Rücktritt an. Nun warten Gewerkschafts-Insider darauf, daß er endlich Taten folgen läßt.

Mit einem schwierigen Verhandlungsauftrag hat der CDU -Vorstand Bernd Neumann sich aus der Klemme gezogen: Die CDU fordert Aufklärung darüber, was mit dem mehrheitlich im treuhänderischen Parteibesitz befindlichen Anzeigen-Blatt „Weser-Report“ werden kann. Die unmutige Partei-Basis verlangt von dem wortgewandten Vorsitzenden, entweder mehr Einfluß auf den Weser-Report zu nehmen oder die Verantwortung dafür abzugeben. Aber die Eintragungen im Handelsregister sind eindeutig: Der Konzert-Manager Schulenberg („KPS“) hält zwar weniger als 50% der Anteile, darf aber das Blatt regieren. Im CDU-Vorstand ließ sich Neumann nun einen Verhandlungsauftrag in dem Sinne geben, die CDU-Anteile zu verringern, den Einfluß aber zu erhöhen. Der gegenwärtige Schwebezustand, wo das mehrheitlich in CDU -Besitz befindliche Blatt alles andere als nach der Parteipfeiffe tanzt, ist „auf die Dauer nicht haltbar“, darin waren sich die meisten der Vorständler einig. Sie vereinbarten Stillschweigen.

Rosi Roland

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