: Albrecht: Mein Name ist Hase
Vor dem Spielbank-Untersuchungsausschuß glänzte der Ministerpräsident durch Gedächtnislücken ■ Aus Hannover Jürgen Voges
Niedersachsens Ministerpräsident Albrecht hat gestern vor dem Spielbankauschuß in Hannover bestritten, 1970 bei einem Essen einer CDU-Spielbank-Beteiligung zugestimmt zu haben. „Ich habe nur eine optische Erinnerung, daß wir, Herr Hasselmann, Herr von Rath und ich in einer Nische im Hotel Luisenhof gesessen haben“, sagte Zeuge Albrecht. Dieses Treffen könne er nicht mehr datieren. Es müsse jedoch in jedem Fall nach dem Sommer 1970 stattgefunden haben und dabei sei auch eine Spielbankbeteiligung nicht zur Sprache gekommen.
Ob bei diesem Treffen auch der damalige CDU-Generalsekretär Dieter Haaßengier anwesend war, konnte Albrecht auch nicht mehr sagen. Von Rath hatte für das Essen, wo Hasselmann, Albrecht und Haaßengier der Beteiligung zugestimmt hätten, das Frühjahr 1970 als Zeitpunkt rekonstruiert. Anders als Hasselmann und Haaßengier, die schon Anfang der siebziger Jahre von dem Vorschlag von Raths einer CDU –Spielbankbeteiligung erfahren haben, erklärte Albrecht, er habe erst 1979 von dem Vorwurf erfahren.
Damals habe er über das Innenministerium einen Schriftsatz der Gruppe Kalweit aus einem Prozeß erhalten. In einem Brief, den er anschließend an von Rath schrieb, habe er den Vorwurf der CDU-Spielbankbeteiligung deswegen nicht angesprochen, weil dessen Haltlosigkeit außer Zweifel gestanden habe. Er habe von Rath nur gebeten eine falsche Angabe in dem Schriftsatz über eine angebliche gemeinsame Firma auf Las Palmas zu korrigieren.
Albrecht bestätigte, daß von Rath der CDU „gewisse nützliche Kontakte zu Unternehmen und Unternehmern hergestellt hat“, und auch, daß der EX-Wahlkampfmanager der CDU zu Parteispenden verholfen hat. Er sei auch mit von Rath gemeinsam Geschäftsführer des Informationsdienstes „Für Sie gesammelt“ gewesen.
Den persönlichen Wahlkampf von Albrecht hat von Rath nach Aussage des Ministerpräsidenten allerdings nur ein einziges Mal im Jahre 1974 betreut. Bei der Wahl 1970, so widersprach Albrecht der Aussage von Raths, sei von Rath nur für den zentralen Wahlkampf und dort vor allem für die Organisation der Technik zuständig gewesen. In diesem Punkt ließ es der Auschuß zu, daß Albrecht ihm ein Beweißstück vorenthielt und die Aussage verweigerte. Ein Wahlkampffaltblatt aus dem Jahre 1970 wollte Albrecht nicht aushändigen und darüber auch keine Angaben machen. Wenn von Rath dieses Faltblatt bekannt würde, könne dieser sich auf die Fortsetzung seiner Aussage vorbereiten und Widersprüche vermeiden, begründete Albrecht seine Weigerung.
Albrecht selbst hatte sich, anders als es die auch für den Spielbankauschuß gültige Strafprozeßordnung vorsieht, mit Hilfe des Protokolles der Rath-Vernehmung vorbereiten können. Während der Stenografische Dienst des Landtages sonst immer gut 14 Tage braucht, um die Nachschriften fertigzustellen, wurde das Protokoll des Kronzeugen über Nacht geschrieben und über die CDU sofort der Staatskanzlei zur Verfügung gestellt.
Der Kronzeuge Laszlo Maria von Rath hat in der Nacht nach seiner Vernehmung nicht nur eine Herzattacke, sondern einen Herzinfarkt erlitten. Dies hat inzwischen das Städtische Krankenhaus in Hildesheim bestätigt. Man habe den Herzinfarkt wegen eines untypischen Verlaufs der Erkrankung nicht sofort festellen können, sagte der behandelnde Arzt. Mit einer Fortsetzung der Vernehmung von Raths ist nun frühestens in sechs bis acht Wochen zu rechnen.
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