: C. G. Jung-betr.: "Fans und Archetypen", taz vom 10.8.88
betr.: „Fans und Archetypen“, taz vom 10.8.88, Medienseite
Wessen Meinung verbirgt sich da, der da so en passant über Archetypen redet, ohne auch nur eine Anmerkung in einem Nebensatz über C. G. Jungs Bedeutung zu machen? Ihn als weltfernen Spinner, dazu noch als Macho, der seine Geliebte zerstört hat, darzustellen bzw. nur diese Aspekte zu beleuchten, ist nicht nur einfach und bequem, sondern wird der Person Jungs und seinem Lebenswerk in keinster Weise gerecht.
(...) Der Kommentator beweist mit seinem Artikel jämmerlich wenig Ahnung über Leben und Werk dieses großen Mannes. Sich zum Beispiel in erhabener Weise darüber zu mokieren, daß und aus welchem Grund Jung zwei (und nicht eine) Lebensgefährtin hatte, und das dann noch in die antifeministische Linie einrücken zu wollen, ist mehr als lächerlich. Nein, dieses Schubladendenken kann nicht über Unwissenheit und fehlende eigene Tiefe des Kommentators hinwegtäuschen. (...)
Johanna, Berlin 65
Beispielhaft für manch anderen Verriß wurde kürzlich mal wieder in bekannter Manier größtenteils inhaltsleer vom polemischen Leder gezogen. Da wird der Textteil der Seite zur Hälfte mit spöttischen und narzißtischen Bemerkungen gefüllt, die in erster Linie wohl etwas über das sprachliche Vermögen des/der Autors/in aussagen sollen. Sie machen in ihrer ausgesprochen feigen, weil nahezu un(an)greifbaren Art mehr als die Hälfte des Kommentars aus, denn die tatsächliche (inhaltsvolle) Kritik (Jungs Beziehung zum Dritten Reich, seine Beziehungen zu Emma Jung und Toni Wolff, die generell fehlende Kritik an Jung) ließe sich in drei Sätzen zusammenfassen. (...)
Ich finde an jedem Beitrag irgendetwas, was meine Kritik hervorruft. Aber ist es nötig, deswegen den ganzen Beitrag vernichten zu müssen und, wenn die Argumente fehlen, dann eben mit dieser kindischen Polemik (ich erinnere in diesem Zusammenhang an den treffenden Kommentar der Säzzerin)? Wie so häufig schon ließ diese amerikanische Produktion kritische Punkte größtenteils aus, was kritisierbar ist aber sie zeichnete mit abwechslungsreichen Mitteln (Zitate, Äußerungen von MitarbeiterInnen und ZeitgenossInnen, Landschaftsaufnahmen, alten Filmdokumenten, praktische Arbeit, theoretische Überlegungen etc.) über eine relativ lange Zeit ein interessantes Bild von C. G. Jung und seinen Mitmännern und Mitfrauen, das seinesgleichen sucht. „Denken mußte man beim Zuschauen allerdings selbst.“ Zuviel verlangt? (...)
Wolfgang Franzen, Köln 1
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