IWF-Kongreß: Gott bewahre!

Anhörung der kirchlichen Basisgruppen in Berlin zur Schuldenkrise und der Verantwortung der Kirchen / Veranstaltung im Rahmen der Kampagne gegen die Tagung des IWF / Amtskirche glänzt durch Abwesenheit  ■  Aus Berlin Ursel Sieber

Gestern hat in Berlin eine dreitägige Anhörung zur Schuldenkrise und zur Verantwortung der Kirchen begonnen, die von rund 40 kirchlichen Basisgruppen und Einzelpersonen getragen wird. Die rund 550 TeilnehmerInnen kommen überwiegend aus ökumenischen Aktionsgruppen; ein Teil aus den betroffenen Schuldnerländern selbst. Dieses „ökumenische Hearing“ gehört zu einer ganzen Reihe von Gegenveranstaltungen, die zum Jahrestreffen des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Weltbank Ende September in Berlin geplant worden sind. „Wo es um weltweite Gerechtigkeit geht, muß über das Finanzsystem gesprochen werden“, erklärte ein Sprecher der Veranstalter, Konrad Raiser.

Zu den Veranstaltern gehören u.a. die Aktion Sühnezeichen, die Evangelische Studentengemeinde (ESG), Pax Christi und Ohne Rüstung Leben. Unterstützt wird die Veranstaltung vom Weltkirchenrat (Zusammenschluß aller Kirchen ohne die katholische Amtskirche), vom Lutherischen Weltbund sowie von der „Kommission für kirchlichen Entwicklungsdienst“, einem Gremium des Zusammenschlusses aller Landeskirchen. Von den Amtskirchen in der BRD ist allerdings keine einzige mit von der Partie. Als die kirchlichen Basisgruppen sich vor etwa einem Jahr an die Arbeit machten, reagierten die EKD und insbesondere auch die Berliner Landeskirche intern ziemlich ungehalten und versuchten zu bremsen. Weil die kircheneigene Opposition in diesem Falle nicht mehr aufzuhalten war, hat die EKD zusammen mit der katholischen Kirche im Juni schließlich ein eigenes Symposium veranstaltet - allerdings ohne irgendeinen Vertreter aus der sogenannten Dritten Welt. Zu den Fragen: „Was ist die Schuldenkrise“ und: „Um wessen Schulden handelt es sich“ wurden gestern der Philippinische Botschafter in der Bundesrepublik, der Vertreter des Internationalen Währungsfonds Festus Osunsade, der Vertreter der Weltbank, Davis Bock, sowie Volkmar Köhler vom Bundeswirtschaftsministerium befragt. Heute und morgen werden die Auswirkungen in den Schuldnerländern sowie die Suche nach Lösungsschritten im Mittelpunkt stehen.

Durchgeführt wird die Befragung von einer internationalen Expertengruppe, die am Donnerstag ihre Schlußfolgerungen veröffentlichen wird. Wie die Veranstalter berichteten, war von den bundesdeutschen Banken „trotz intensiver Bemühungen“ niemand bereit, als „Zeuge“ Rede und Antwort zu stehen.