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Zehntausende folgen Streikaufruf

■ Polnische Regierung ließ Solidarnosc-Ultimatum verstreichen / Gestreikt wird jetzt in der Danziger Lenin-Werft, in der Stahlhütte Warschaus, in den Ursus-Traktorenwerken, in den Hütten von Stalowa Wola und im südpolnischen Kohlerevier / Arbeiter: „Aktion bis zum vollen Sieg fortsetzen“

Warschau (afp) - Die Spannung in den Streikgebieten Polens hat sich am Montag nach den ersten Anzeichen eines Dialogs zwischen Gewerkschaftsführer Lech Walesa und der Regierung vom Sonntag wieder verschärft. Am Montag morgen traten die Mehrzahl der 10.000 Arbeiter der Danziger Lenin-Werft, der radikalsten Bastion von Solidarnosc und ein Großteil der Danziger Hafenarbeiter in den Ausstand. Die Lenin-Werft wurde von starken Einheiten der Anti-Aufruhreinheiten (Zomos) in Kampfanzügen und mit Schlagstöcken umstellt, die Zugänge wurden abgeriegelt. Noch am Sonntag hatte Walesa der Regierung vor der Danziger Brigittenkirche einen Dialog angeboten, um den bereits zuvor angekündigten Ausstand doch noch zu vermeiden. Warschau hatte seine kategorische Weigerung, Gespräche über die Zulassung von Solidarnosc zu führen, jedoch aufrechterhalten. Nach den Worten des Streikkomitees der Werft, Alojzy Szablewski, wollen die Streikenden ihre „Aktion bis zum vollen Sieg fortsetzen“. Walesa konnte sich noch seinen Kollegen auf dem Werftgelände anschließen, bevor es von den Zomos abgeriegelt wurde. Ein großer Teil der insgesamt 4.500 Docker hat unterdessen drei der wichtigsten Hafenabschnitte lahmgelegt. Zum ersten Mal seit Beginn der Streikwelle am 15.August hat diese auch die Hauptstadt Warschau erfaßt: Teile der Belegschaft der Stahlhütte Warschaus (8.800 Beschäftigte) haben sich dem Streik am Montag angeschlossen, war von gutinformierter Seite zu erfahren. Fortsetzung auf Seite 2

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In die Ursus-Traktorenwerke drang die Polizei gewaltsam ein, um einen Streik der rund 25.000 Beschäftigten zu verhindern. Der führende Repräsentant von Solidarnosc bei den Ursus -Werken, Zbigniew Janas, wurde festgenommen. Auch die Stahlhütten von Stalowa Wola (im Südosten Polens) sind am Montag von der Streikwelle erfaßt worden. Wie von unterrichteter Seite zu erfahren waren, sind 2.000 der 20.000 Arbeiter in den Ausstand getreten. Die Hütte arbeitet vor allem für die Rüstungsindustrie und ist direkt dem Verteidigungsministerium unterstellt. Dem Vernehmen nach schlossen sich auch 1.000 Angestellte der Lock- und Waggonfabrik ZBK dem Streik an. Eine ähnliche Entwicklung soll im Metallindustrie-Komplex Cegielski im westpolnischen Posen (15.000 Beschäftigte) zu beobachten sein. Im südpolnischen Kohlerevier bestreiken rund 75.000 Arbeiter 14Zechen. Die etwa 2.000 streikenden Hafenarbeiter in Stettin haben am Sonntag abend Straßensperren im Hafen errichtet, um gegen einen möglichen Angriff der Ordnungskräfte gewappnet zu sein, berichteten Augenzeugen vor Ort. Die Nahverkehrsbetriebe sind weiterhin im Ausstand. In den Werften sind gestern rund 60Beschäftigte an ihrem Arbeitsplatz verhaftet worden.

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