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Therapie für Therapiezentrum

■ Nach fünf Jahren droht dem Frauentherapie-Zentrum jetzt die Pleite: ABM-Stellen nicht verlängert, Haushaltsmittel abgelehnt, Spender und Spenden gesucht

Fünf Jahre „Frauentherapie-Zen trum“ in Bremen. Wenn am nächsten Samstag in den Weserterassen das Jubiläumsfest steigt, ist die positive Bilanz der geleisteten Arbeit Grund genug zum Feiern. Seit der Gründung des autonomen Frauenprojekts haben ca. 3.000 Frauen und Mädchen das Angebot an Informations-, Beratungs und Krisengesprächen wahrgenommen, sind in eine der Selbsthilfegruppen gegangen oder haben an einer Einzel- oder Gruppentherapie teilgenommen.

Die Zukunft des Zentrums allerdings sieht weniger positiv aus: 2 1/2 ABM-Stellen wurden nicht verlängert, die weitere Arbeit in ihrer bisherigen Form ist nur noch bis zum Ende des Jahres gesichert. Dieses Resümee zogen die Projektfrauen Karin Kaltenberg, Angela Kinzer und Monika Veith bei einer Pressekonferenz,

mit der sie vor allem auf die prekäre Finanz-Situation des Frauentherapiezentrums aufmerksam machen wollten. Auch wenn die Vermittlung hilfesuchender Frauen durch Privatpraxen, Pro Familia, die psychosozialen Dienste und das Gesundheitsamt an das Frauentherapiezentrum beweisen, daß es durch seine Arbeit einen tatsächlichen Bedarf an Beratungs und Therapieangeboten deckt, blieben bislang alle Bemühungen der Projektfrauen um seine Absicherung erfolglos. Der Antrag auf die Einrichtung eines Haushaltstitels wird seit drei Jahren mit Bedauern, aber regelmäßig von den Behörden abgelehnt. Auch eine Spendenbriefaktion an Parteien, Institutionen und Privatpersonen im Frühjahr war weitgehend erfolglos.

Zu dem letzten Schritt, nämlich der öffentlichkeitswirk samen Schließung des Frauentherapiezentrums am Ende des Jahres, können sich die vier Psychologinnen, die Beratungen und Therapie durchführen, jedoch nicht entschließen. Denn dies würde für die ca. 139 Frauen, die sich derzeit in einer Einzel- oder Gruppentherapie befinden, das abrupte Ende einer notwendigen psychologischen Unterstützung bedeuten. Werden die für Januar neu beantragten ABM-Stellen allerdings nicht genehmigt, müssen die öffentliche Beratung und der Telefondienst entfallen. Auch die niedrigen Sozialsätze, die mittellose Frauen für Therapien bezahlen, sind dann für das Projekt nicht mehr tragbar. Davon, so fürchten die Projektfrauen, wären in erster Linie die Frauen betroffen, die sowieso schon durch das soziale Netz fallen, die nicht zum Klientel der durch die Kran

kenkassen getragenen Psychotherapie gehören und denen in Krisensituationen nicht mit einem 10-Minuten-Gespräch beim Nervenarzt geholfen ist.

Notwendige Fortbildung für die Psychologinnen und spezielle Beratungsangebote, z.B. für sexuell mißbrauchte Frauen und Mädchen, können im Frauentherapiezentrum in der gegenwärtigen Situation nicht durchgeführt werden. Ein Mangel, der nur aufgehoben werden könnte, wenn feste Stellen eingerichtet und ein regelmäßiger Betriebskostenzuschuß gewährt würde. Um diesen Forderungen mehr Druck zu verleihen, vor allem aber um das unmittelbare Überleben zu sichern, hoffen sie auf private UnterstüzerInnen, die die Weiterarbeit des Frauentherapiezentrums durch Spenden oder Mitgliedsbeiträge ermöglichen.

Renate Neumann

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