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Protestbesuch im Hotel

■ Aus Protest gegen den IWF-Kongreß wurde auf ein Hotel ein Farb-Anschlag verübt / Hotelangestellte durch Sicherheitsschulungen auf Kongreß vorbereitet

Unter dem Motto „Verhindern wir den IWF-Kongreß“ wurde am vergangenen Donnerstag erstmals ein Farb- und Altölanschlag auf ein Hotel in der Innenstadt verübt. Wie der Sprecher des Staatsschutzes Piete gestern bestätigte, waren sieben männliche Personen gegen 10.40 Uhr in das Foyer des Crest -Hotel in der Güntzelstraße gestürmt, hatten mehrere Telefonleitungen mit Zangen gekappt, Anti-IWF Parolen an die Wände gesprüht sowie eine Flüssigkeit auf dem Teppichboden und einer Polstergarnitur ausgekippt. Der Staatsschutz ermittelt jetzt wegen Sachbeschädigung, nach Angaben von Piete gibt es bislang jedoch keine konkret tatverdächtigen Personen.

Wie Piete bestätigte, haben die Täter im Hotel ein Flugblatt hinterlassen. Es wendet sich an die „lieben Kolleginnen und Kollegen vom Hotel und Gaststättengewerbe“. Nach einigen allgemeinen Statements zum IWF-Kongreß heißt es im Text: Diese Aktion richtet sich „nicht gegen euch, die ihr im Hotel- und Gaststättengewerbe arbeitet. Wir wollen euch vielmehr dazu ermutigen, euren Teil zum Scheitern dieses Kongresses beizutragen, die Wut auf die ganze Plackerei gegen die zu richten, die daran verdienen und dafür verantwortlich sind. Dazu gibt es gerade da, wo sich die Herrschenden ausruhen und nächtigen, jede Menge Möglichkeiten, die ihr selbst am Besten kennt. Versalzen wir ihnen die Suppe - für ungemachte Betten und stressige Nächte voller Alpträume für die Banker und Bosse!“

Die Empfangssekretärin des Crest-Hotels und Augenzeugin der Aktion mochte das Flugblatt jedoch nicht überzeugen. „Anschläge machen uns mehr Arbeit als der IWF-Kongreß, weil wir diejenigen sind, die wieder aufräumen müssen.“ Wie die taz auf Anfrage bei mehreren Hotels in der City erfuhr, wurden die großen Hotels von der Polizei über den Anschlag auf das Crest-Hotel informiert. Es hatte jedoch schon zuvor zahlreiche Zusammenkünfte zwischen den Hoteldirektoren und Polizei gegeben, bei denen nach Angaben der Sprecherin des Hotels Schweizerhof, Hentschel, „ein reichhaltiges Sicherheitsprogramm“ für die Zeit vor und während des IWF -Kongresses ausgearbeitet worden sei. Der Sicherheitsschutz werde sowohl von Polizei wie auch privaten Wachschutzunternehmen geleistet. Auch die Hotelangestellten hätten hausinterne Sicherheitsschulungen absoviert.

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