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Kalkar-Betreiber haben gut grinsen

■ Die Betreiber des Schnellen Brüters winken mit dicken finanziellen Ersatzansprüchen in Richtung Bonn für den Fall, daß eine Kalkar-Genehmigung scheitert

Bonn (taz) - Das Tauziehen um den Schnellen Brüter in Kalkar wird noch Jahre weitergehen und weitere Milliarden verschlingen. Die professionell-optimistische Vision, die der Geschäftsführer der Kalkar-Betreibergesellschaft SBK, August Eitz, gestern vor Bonner Wissenschaftsjournalisten ausbreitete, sieht so aus: Die „politische Spanne“, nämlich die Landtagswahlen in Nordrhein-Westfalen 1990 und die Bundestagswahlen, könne durch weitere Finanzierung „überdeckt“ werden. Solange müssen allein 100 Millionen Mark pro Jahr in das Projekt gepumpt werden, ohne daß ein Handschlag getan wird. 400 Millionen müßten dann für die Inbetriebnahme aufgebracht werden, die dem RWE-Mann Eitz „eventuell“ für 1991 vorschwebt. Daß der Schnelle Brüter mit einer aus Bonn gegen Düsseldorf erzwungenen Genehmigung ans Netz geht, können sich die Betreiber „nicht vorstellen“. Also muß entweder ein Regierungswechsel in Nordrhein -Westfalen her - was so offen natürlich nicht gesagt wird oder ein wie auch immer gearteter „Kompromiß“. Zur Beschleunigung der Kompromißfindung droht der Kalkar -Betreiber verhalten mit den immensen finanziellen Ersatzansprüchen an den Bund. Eitz: „Die Herstellerindustrie kann sich nicht sagen lassen, daß sie in Kalkar technisch gescheitert ist.“ Wenn der Schnelle Brüter aber politisch scheitert, gebe es eine „Anspruchsgrundlage“. Die dezente Formulierung zielt darauf ab, daß die Energiewirtschaft dann mit einem Milliarden-Schuldschein an Forschungsminister Riesenhubers Tür klingeln wird; ein entsprechender Vertrag liegt im Forschungsministerium. Vor diesem Hintergrund kann sich Geschäftsführer Eitz ein breites Lächeln leisten: „Im Moment traut sich keiner, die Anlage wirklich zu beenden, aus gutem Grund.“

Charlotte Wiedemann

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