: Ans Trinkwasser, marsch!
■ Amerikaner rasseln mit Kettenpanzern um Trinkwasserbrunnen herum / Vorfall an der Unterhavel / Behörden und Wasserbetriebe wissen von nichts
Amerikanische Schützenpanzer sind gestern vormittag dabei beobachtet worden, wie sie an der Lieper Bucht an der Unterhavel um Brunnen herumkurvten, aus denen Trinkwasser zum Wasserwerk Beelitzhof gepumpt wird. Ein Augenzeuge sprach gegenüber der taz von zwei Schützenpanzern. Die Kettenfahrzeuge, so der Augenzeuge, hätten zum Teil nur noch eine Distanz von weniger als fünf Metern zu den deutlich sichtbaren Brunnen gehabt. Damit wären die Panzer in die sogenannte Fassungszone gelangt, in der die schärfsten Schutzbestimmungen gelten. Hier ist es laut Wasserschutzgebietsverordnung sogar verboten, die oberste Bodenschicht zu „verletzen“. „Wir gehen der Sache nach“, versprach gestern ein Sprecher der US-Mission.
Der Augenzeuge berichtete weiter, daß in den letzten Tagen in der Nähe der Brunnen öfter Panzer bei Übungsfahrten gesehen worden seien. Die Behörden wußten gestern von nichts. Derartige Vorfälle seien „außergewöhnlich unerwünscht“ erklärte ein Sprecher der Wasserbetriebe. Schließlich könne es rasch passieren, daß ein Panzer Öl verlieren und damit das Trinkwasser verseuchen würde. Der Sprecher der Umweltbehörde, von Bargen, kündigte gestern an, die Sache zu überprüfen. Falls sich der Vorwurf bestätigt, will die Behörde „versuchen, darauf Einfluß zu nehmen, daß das unverzüglich abgestellt wird“.
Mehr als Bitten kann der Senat jedoch nicht. Ähnliche Vorfälle aus dem Besatzungsalltag der Stadt sind auch bei den Wasserbetrieben bekannt. Normalerweise würde sich die amerikanische Armee mit ihren Übungsfahrten im Wasserschutzgebiet einer Ordnungswidrigkeit schuldig machen. Die entsprechende Verordnung gilt jedoch wie alle Westberliner Rechtsvorschriften nur für Deutsche.
hmt
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