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Wichtiger als PR-betr.: "Medien-Linke", taz vom 18.8.88

betr.: „Medien-Linke“, taz vom 18.8.88, Seite 13

Es stimmt, viele Alternativjournalisten finden übergangslos den Weg zu den etablierten Medien und es gibt immer noch eine Vielzahl alternativer Publikationen. Aber es erweist sich auch, daß es kaum eine inhaltliche Debatte über die Probleme des journalistischen Selbstverständnisses und der Gefahren einer allein auf Medienöffentlichkeit gerichteten Initiativen-Öffentlichkeitsarbeit gibt. Auch taz -Journalisten verschanzen sich bei Kritik hinter dem bürgerlichen Journalismusbegriff: Wir sind nur kritische Berichterstatter, machen keine eigene Politik im Blatt. Keine Debatte gibt es darüber, welchen Einfluß auf die Inhalte die Nutzung von Informations- und Kommunikationstechnologie hat. Ebensowenig wird die fortschreitende Personalisierung (Promi-Kult) alternativer Berichterstattung problematisiert. Es wundert mich nicht, wenn Journalisten aus dem Alternativsektor problemlos zur bürgerlichen Bewußtseinsindustrie überwechseln (und nicht nur aus verständlichen ökonomischen Zwängen), da die Selbsteinschätzung sich kaum von denen der „seriösen“ SchreiberInnen unterscheidet.

Fatal ist die Entwicklung von Initiativen zu Public -Relations Agenturen für die Entwicklung einer handlungsfähigen Bewegungsszene in diesem Land. Die Aktionen von Greenpeace oder Robin Wood sind zwar spektakulär, aber die Kleinarbeit vor Ort, das Öffentlichmachen unscheinbarer Probleme leidet stark darunter. Viele Initiativen hungern personell aus, auch Alternative verlassen sich verstärkt auf StellvertreterInnen. Letztlich integriert diese Entwicklung den Widerstand und baut ihn in die „Erneuerung“ des politischen Systems ein. Wichtiger als die beste PR-Arbeit ist aber die selbstorganisierte Aktivität vor Ort. Hier werden Menschen politisiert und zu langfristigem Handeln angeregt, das schafft auf Dauer keine noch so gute taz oder „alternative“ PR-Agentur.

Philippe Ressing, Bonn 1

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