Alter Kamerad

 ■  P O R T R A I T

„Von Hitler zu Hempel“ überschrieb die Osloer Zeitung 'Verdens Gang‘ ein Kurzportrait Alfred Hempels. Die Nazis hatten seinerzeit in Labors des besetzten Norwegen das Schwerwasser für ihre geheime Atomforschung abgezapft. Den Düsseldorfer Kaufmann als noch überzeugten Alt-Nazi darzustellen, scheint allerdings trotz seiner damaligen NSDAP-Mitgliedschaft (Eintritt mit 19 Jahren 1939) übertrieben. Eher zählt Hempel zum Typus des alten Kameraden, der seine Wehrmachtszeit (bei Kriegsende dekorierter Oberleutnant) nicht vergessen kann und will.

Noch heute ist er Fan militärischen Tam-Tams: Im Winter 1982 schritt er in dem schweizerischen Dorf Oberägeri mit hochkarätigen Busineß-Gästen, bevor die Schlacht am Büfett eröffnet wurde, im Fackelschein, unter Trommelwirbel und Salutgeballere, die Front des „Beresina-Regiments“ ab, einer illustren Folklore-Truppe in napoleonischem Outfit. Der Ehrengast des Abends war vom Fach: General Li Yun Fu, der an diesem Abend eine Delegation hoher chinesischer Atom -Funktionäre kommandierte. Die mußten drinnen erst mal Loblieder über „die alte Acht-acht“ (Flugabwehrgeschütz vom Kaliber 8,8 cm) und danach den Song vom schönen Mädchen im Polenstädtchen degustieren. Auf dem privaten Video eines Gastes ist der denkwürdige Abend in Bild und Ton festgehalten. Nach einer Herzoperation ist der 68-jährige Ost-Handelsexperte gesundheitlich angeschlagen und lebt vorwiegend in seiner Luxusvilla „Sterenal“ in einem Prominentenort bei Nizza.