: „Man merkt, es bewegt sich was“
Eva Gorska, Redakteurin der Zeitung 'Gwiazda Morza‘ in Gdansk, zu den Streiks in Polen ■ I N T E R V I E W
taz: Wie ist derzeit die Lage in Gdansk?
Eva Gorska: So ähnlich wie im Mai dieses Jahres, nur daß jetzt eben mehr Betriebe streiken. Und zwar nicht nur die Leninwerft, sondern auch die Reparaturwerft und die Nordwerft.
Wie verhält sich die Bevölkerung?
Unterschiedlich. Dadurch, daß jetzt mehr Leute streiken als im Mai, ist natürlich auch das Gefühl der Solidarität mit den Streikenden stärker als damals.
Gibt es Anzeichen dafür, daß die Miliz eine Aktion vorbereitet?
Genau weiß man das nie. Es gibt in der Stadt weniger Polizei als im Mai. Aber die Werft ist natürlich blockiert.
Wie steht es mit der Versorgung der Streikenden?
Offiziell ist es verboten, weil die Werft ja abgeriegelt ist. Aber es wird gemacht - mit Kurieren. Leider ist das Telefon der Brigittenkirche in Gdansk blockiert, so daß der Sammelpunkt nicht so gut funktioniert. Die Kirche wird ständig von Geheimpolizisten beobachtet und man kann schon rein, nur mit der Kommunikation klappt es nicht so recht.
Hat es in Gdansk irgendwelche Vermittlungsversuche gegeben?
Nein, bis jetzt ist mir nichts davon bekannt. Pfarrer Jankowski hat an das internationale Rote Kreuz appelliert, den Streikenden mit Lebensmitteln zu helfen.
Wie ist das Echo in den Medien?
Feindselig natürlich. Man polemisiert gegen die Forderungen der Streikenden oder versucht zu beweisen, es werde gar nicht gestreikt.
Es wurde behauptet, es gebe eine Gruppe von Arbeitswilligen in der Werft ...
Die gibt's immer. Meister, Betriebsschutz und so weiter.
Wenn Sie die augenblickliche Situation mit der im Mai vergleichen, was fällt da ins Auge?
Das Ausmaß der Streiks ist jetzt natürlich größer. Man merkt, es bewegt sich was, aber was daraus wird, ist noch unklar.
Interview: Klaus Bachmann
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