: UND SCHICKSALE
■ ZAHLEN
12.00 Uhr. Über Kähne und Spreedampfer an den „Fischkästen“, über Mühlendammschleuse und Klosterstraße ruft das Glockenspiel vom Turm der Parochialkirche: Üb immer Treu und Redlichkeit bis an dein kühles Grab. Nicht nur Bücher und Kunstwerke haben ihre Schicksale, nein auch Glocken und deren Spiele.
Ein Ingenieur und ein Feuerwehrmann haben jetzt in zwölfjähriger Arbeit alle Berliner Glocken und Glockenspiele registriert und sind ihren Geschichten und Schicksalen nachgegangen. Erfaßt wurden 857 Glocken in 345 Gebäuden sowie acht Glockenspiele mit 105 Glocken und das neue Carillon mit 68 Glocken. Zu ihren Schicksalen gehören die Zerstörungen in den beiden Weltkriegen, als sie eingeschmolzen oder durch Fliegerbomben und Beschuß vernichtet wurden. Hermann Göring wollte alle Glocken in Deutschland einschmelzen und nur einen Rest von etwa einem Dutzend Beispielen übriglassen. 16.000 Glocken entgingen nach den Angaben des Ingenieurs der Zerstörung. 1.300 wurden aus Kirchen der alten deutschen Ostprovinzen hiesigen Patengemeinden übergeben.
Friedrich Wilhelm I. lernte in Holland Glockenspiele kennen und schenkte der Parochialkirche wie später auch der Potsdamer Garnisonskirche ein Spiel. Das Parochialspiel gab alle siebeneinhalb Minuten ein Zeitsignal, viertelstündlich erklang eine Melodie, halbstündlich ein Choral, der zur vollen Stunde auch noch ein längeres Vor- und Nachspiel hatte. Die Musik auf der Walze bestand aus kleinen Fugen, reich verzierten Psalmodien. Friedrich der Große ließ später die geistlichen Lieder von der Walze nehmen und durch Preludien und Arien ersetzen, weil deren Stil nach des Königs Meinung besser mit der Spielweise der Automatik zusammenpaßte. (dpa)
Wie auch immer, das Carillon im Tiergarten wird zuweilen auch von Hand bespielt.
Heute gibts um 16 Uhr, morgen um 14 Uhr, Carillonkonzerte von Margo Halsted aus Ann Arbor/USA und unserem heimspielernden Jeffrey Bossin.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen