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Blüm (CDU) will „Befreiungsschuß“

■ Polizei in Nordrhein-Westfalen rekonstruiert ihren Einsatz gegen die Geiselnehmer auf der Autobahn, um sich gegen Vorwurf der Gefährdung der Geiseln zu verteidigen

Mit einem zweiten Gutachten will die Staatsanwaltschaft Essen den genauen Hergang des Polizeiangriffs auf das Fahrzeug der Gladbecker Geiselgangster auf der Autobahn südlich Köln rekonstruieren und untermauern. Schon jetzt zeige das vorläufige Gutachten eines Waffenexperten, daß die Einschüsse an der linken Hintertüre des Fluchtautos nicht die 18jährige Geisel Silke Bischoff gefährdeten, sondern schräg nach vorne auf den Fahrer, den Geiselgangster Hans -Jürgen Rösner (31), zeigen. Noch nicht bekannt sei die genaue Zahl der

abgefeuerten Kugeln. Wie aus Polizeikreisen verlautete, soll es neben etwa drei Dutzend Einschußlöchern auch mehrere Spuren von Kugeln und Querschlägern im Inneren des Wagens gegeben haben, die die Geiseln gefährdet haben könnten.

Die Geiseln waren nicht unmittelbar gefährdet. Die Polizei habe auf Grund früherer Erkenntnisse von anderen Geiselnahmen damit gerechnet, daß die Gangster bei einem Direktangriff entweder sofort aufgeben oder auf die Angreifer schießen. Die Tötung einer Geisel, wie es in diesem Fall tra

gischerweise tatsächlich geschah, sei „völlig untypisch“ gewesen. Der 32jährige Dieter Degowski habe dagegen „planmäßig“ reagiert und die Trommel seines Revolvers auf die anstürmenden Polizeibeamten leergefeuert. Die CDU von NRW hat am Wochenende ihre Angriffe auf die SPD-geführte Landesregierung fortgesetzt. CDU-Chef Norbert Blüm forderte, daß die bundesweite Verfolgung von Verbrechern erleichtert werden und als „letzte Möglichkeit der rettende Befreiungsschuß erlaubt sein“ müsse.

dpa

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