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Marcos-Menetekel

■ Die philippinische Rechte macht gegen Aquino mobil

Ein transpazifischer Traum zerbricht. Die Philippinen und El Salvador galten als angeblich geglückte Beispiele für die Wiederherstellung von Demokratie jenseit von (Militär-) Diktatur und Kommunismus. Wahlen, so der einhellige Tenor im Westen, hätten diese Länder normalisiert und stabilisiert. Da war wohl doch nur Wunschdenken am Werk.

In diesen Tagen sieht sich das durch eine sogenannte „friedliche Wunderrevolution“ zur Macht gelangte Aquinoregime erstmalig einer wirklichen Belastungsprobe ausgesetzt. Da es den Kampf gegen die Guerilla der neuen Volksarmee (NPA) trotz eines erklärten totalen Krieges nicht gewinnen kann, scharrt die um Vizepräsident Laurel und Exverteidigungsminister Enrile gruppierte alte Garde des Ex –Diktators Marcos in den Startlöchern. Sie haben sich in einem politischen Zweckbündnis zusammengerauft und sinnen auf Aquinos Sturz.

Sind somit der Präsidentin Tage gezählt? Aquino ist solange herrschaftsfähig und in den USA geschätzt, wie sich ihr Mythos innenpolitisch auszahlt. Das ist heute weniger denn je der Fall. Im Gegensatz zu den frühen Jahren der Marcos –Ära war Aquino außerstande, staatliche Macht zu zentralisieren. Viele Fraktionen der herrschenden Klassen, unter denen der Aquino-Gcojuangc-Clan nur eine ist, buhlen um Macht und Pfründe. Dieses erhöhte interfraktionelle Konfliktpotential läßt jetzt die USA auf gleich mehrere Karten setzen. Das am Wochenende offiziell entstandene Rechtsbündnis konnte ohne Hilfe bzw. Zustimmung aus Washington nicht entstehen. Damit dürften auch die USA leichteres Spiel haben, ihre Militärbasen im Lande kostengünstiger denn je beizubehalten. Möglicherweise gar könnte noch in diesem Jahr der alte Despot Marcos ein Comeback feiern.

Rainer Werning

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