: Wittwer soll anweisen
■ Ossietzky-Schule: Bausenator Wittwer soll Bezirk zwingen, auf Vollsanierung zu verzichten / Wittwers Verwaltung prüft noch / Kreuzberg stellt sich dagegen
Bausenator Wittwer (CDU) soll jetzt das Kreuzberger Bezirksamt anweisen, die asbesthaltigen Mobau-Wände in der Ossietzky-Schule lediglich abzudichten, statt sie zu entfernen. Der Staatssekretär der Schulverwaltung, Bock (CDU), bestätigte gestern, er habe die Baubehörde jetzt darum „gebeten“.
Die Schulverwaltung selbst, die auf die unbefriedigende Unterrichtsorganisation in der ausgelagerten Schule verweist, kann diese Weisung auf Teilsanierung nicht erteilen. „Wir sind bereit, den Bezirk notfalls anzuweisen“, wurde gestern in der Senatsbauverwaltung bestätigt. Zunächst sei jedoch das „Urteil der Fachleute“ einzuholen. In den anderen betroffenen Schulen habe es schließlich auch ausgereicht, zunächst die Fugen der Mobau-Wände abzudichten.
Den Vergleich mit den anderen Schulen wollte der Kreuzberger Baustadtrat Orlowsky gestern nicht gelten lassen. Er erinnerte daran, daß in der Ossietzky-Schule stets höhere Werte gemessen wurden als anderswo. Noch nach dem probeweisen Abkleben einiger Räume Anfang Juni hatte der TÜV in einem Fall, wie berichtet, 31.000 Fasern pro Kubikmeter Luft entdeckt, vor dem Kleben waren es 25.000.
Den Grund für die hohen Werte vermutet der Baustadtrat in einem Umbau der Schule vor fünf Jahren. Dabei sei womöglich der Asbest-Kern einiger Mobau-Platten zerbrochen „wie Knäckebrot“. Fachleute halten dies auch für durchaus möglich. Offiziell war von der Bauverwaltung dazu gestern keine Stellungnahme zu erhalten. Erst seit gestern liegt der Kreuzberger Verwaltung das offizielle TÜV-Gutachten zu den Probemessungen vom Juni vor. Dort wird nun laut Orlowsky vermutet, der Grund für die hohen Werte seien „wahrscheinlich“ nicht sachgemäße Abklebearbeiten. Orlowsky, der diesen Vorwurf gestern zurückwies, fand es „merkwürdig“, daß dieses Gutachten jetzt erst gefertigt wurde.
Kreuzberg wird einer Weisung deshalb voraussichtlich nicht Folge leisten. Wie Orlowsky gestern gegenüber der taz erklärte, müsse Wittwer das Verfahren dann an sich ziehen und selbst als Verantwortlicher für die auch von der Schule abgelehnte sogenannte „Teilsanierung“ auftreten.
hmt
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