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Wasser bald nur zum Waschen da

■ Selbst zum Zähneputzen kann man es kaum noch benutzen / Töpfer betreibt jetzt aber Vorsorge / Nur die Landwirtschaft denkt zu langsam / Jahresbericht des Umweltbundesamtes

Bonn (ap) - Die Verunreinigung des Grundwassers, vor allem mit Pflanzenschutzmitteln, hat nun auch das Bundesumweltministerium entdeckt. Wie aus dem am Montag in Bonn gemeinsam von Bundesumweltminister Klaus Töpfer und dem Präsidenten des Umweltbundesamtes in Berlin Heinrich von Lersner, vorgestellten Jahresbericht 1987 hervorgeht, sind im Grundwasser nicht nur häufiger Schwermetalle nachweisbar, sondern auch Nitrate aus der landwirtschaftlichen Düngung. Nach Ansicht Töpfers ist „dringend Vorsorge“ notwendig, damit aus den Wasserwerken nicht regelrechte Wasserfabriken werden müssen.

Nach dem Bericht des Umweltbundesamtes werden über 70 Prozent des in der öffentlichen Wasserversorgung gewonnenen Wassers dem Grundwasser entnommen. Pflanzenschutzmittel im Grundwasser seien „Anlaß zu ernster Sorge“, sagte Töpfer. Im Bericht heißt es dazu: „Die Belastung des Grundwassers mit Nitrat ist überall dort festzustellen, wo die Düngemittelzufuhr über den Bedarf der Pflanzen hinausgeht (Überdüngung).“ Der erforderliche Umdenkungsprozeß zur Reinhaltung des aus Grundwasser gewonnenen Trinkwassers habe in der Landwirtschaft „erst langsam begonnen“.

Nach der neuen Trinkwasserverordnung dürfen Pestizide nur noch dann zugelassen werden, wenn sie keine schädlichen Auswirkungen auf das Grundwasser haben. In den derzeit rund 1.800 zugelassenen Pflanzenschutzmitteln sind rund 280 verschiedene Wirkstoffe enthalten. Einige von ihnen enthalten noch das mittlerweile verbotene Atrazin. Die Genehmigungen der noch zugelassenen atrazinhaltigen Pflanzenschutzmittel sollen bis Ende 1989 auslaufen.

Die Zahl der Umweltdelikte ist 1986 im Vergleich zum Vorjahr erneut gestiegen, und zwar um 15,4 Prozent. Nach Angaben Lersners hielt dieser Trend auch im vergangenen Jahr weiter an. 1986 wurden insgesamt 14.853 Fälle erfaßt. An der Spitze standen dabei Gewässerschutzdelikte mit 62,6 Prozent. Im Jahresbericht wird auch eine deutliche Minderung der Lärmbelastung durch die zivile Luftfahrt gefordert. Empfohlen wird insbesondere der Einsatz lärmarmer Flugzeuge.

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