: Radio alternativ und wortlastig?
■ Grüne Anhörung zum Landesmediengesetz: Fünfte Bremer Hörfunk-Frequenz soll gemeinnützig-privat vergeben werden / ARD plus und 3 SAT sollen „lokale Fenster“ für die Bremer Medien-Szene anbieten
Stell‘ Dir vor, 10 Leute sitzen zusammen und es gibt Radio... In Nürnberg geht das: Seit dem 1.12.1987 sendet „Radio Z“, inzwischen acht Stunden lang, Magazin-Programme und Musik. Aus einer Initiative von Leuten ohne besondere Radio-Erfahrung hat sich die Gruppe entwickelt, berichtete gestern Katrin Pfister bei der Medienpolitik-Anhörung der Bremer Grünen. Natürlich haben bei „Radio Z“ die gesellschaftlichen Minderheiten-Gruppen besonders viele Sende-Plätze. Aus Förderer-Beiträgen und aus Werbung finanzieren sich die Radio-MacherInnen recht und schlecht.
Nicht nur in CDU-regierten Ländern, rund um Bremen herum tobt der Kampf um die Werbe-Einnahmen und lukrativen Stunden auf den neuen Sende-Frequenzen - die Hansestadt scheint eine Oase des Radio-Friedens zu sein. In den nächsten Monaten erst wird ein „Landesmediengesetz“ verabschiedet, das regeln soll, wer nach 1990 eine 5. Hörfunk-Frequenz bekommen soll.
„Weder favorisieren wir den Zuschlag an Radio Bremen noch die Eröffnung eines Kommerzsenders a la ffn...“, meinen die Grünen: Unabhängig, alternativ, experimentell und werbefinan
ziert soll das neue Radio sein. Radio Bremen soll kooperativ helfen. Die auswärtigen Gäste brachten mit ihrer Erfahrung auch einige Skepsis mit. Werner Vogel von „Radio 100“ aus Westberlin berichtet, man habe inzwischen die „Wortlastigkeit stark reduziert“: auf sechs 4-Minuten
Beiträge in den zwei besten Sendestunden. Der „Druck der Kommerzialisierung“, so Vogel, habe dazu geführt, daß man mehr Wert auf „Hörbarkeit“ lege. Von alternativem „Verlautbarungs-Journalismus“ (Vogel) und „Betroffenheits -Gejammer“ (Pfister) halten die alternativen Radio-Ma
cher überhaupt nichts.
Welchen Einfluß die Initiativen, Bürgerhäuser, Vereinigungen wie „Rat&Tat-Zentrum“ oder Künstlergruppen als „Träger“ der fünften Bremer Radio-Welle haben sollen, welchen Einfluß die Geldgeber haben sollen - das ist in der grünen Meinungs
bildung noch im Fluß. Und weil Fernsehen zu machen erheblich teurer ist, schlagen sie für die terrestrischen Fernsehfrequenzen nur ein „lokales Fenster“ vor. Rund um die Uhr sollen die gebührenfinanzierten öffentlich-rechtlichen Programme „ARD 1 plus“ und „3 SAT“ senden dürfen. Mit Produktionshilfen soll die Landesmedien-Anstalt, so betonte für die Grünen Ralf Fücks, den Zugang für halbprofessionelle Filmproduzenten und Amateure offenhalten. Interessenten, die ihre Filme einem breiteren Kreis zeigen wollen, gibt es genügend.
Mit den Medien-Konsumenten-Bedürfnissen haben die alternativen Radio-Macher andern orts ihre ersten Erfahrungen gemacht. Detlef Spörer, Ex -Redakteur von Radio „Korah“ in Hamburg, hat seine Zweifel an der vielbeschworenen Kooperation mit Radio Bremen, wenn der Kampf um die Werbekuchen erst einmal begonnen hat. Radio Korah hat gerade Konkurs angemeldet - zerrieben zwischen dem „tierischen Druck“ der alternativen Trägervereine und der Unlust der Geldgeber, mehr als 3,2 Millionen in ein Projekt zu stecken, auf das sie nur wenig Einfluß haben sollen.
K.W.
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