: Unternehmer-Treffen
■ In Hamburg diskutierten mehr als 1.300 Unternehmer und Politiker über den „Zukunftsstandort Küste“
„Zukunftsstandort Küste - viel mehr als Meer“ - unter diesem Motto fand gestern in Hamburg ein riesiges Treffen von über 1300 fast ausschließlich männlichen Unternehmern, Verbandsfunktionären und Politikern aus der gesamten Küstenregion statt. Die Tagung, die von keiner Demonstration gestört wurde, war als Selbsthilfeaktion des norddeutschen Kapitals konzipiert - bekämpft werden sollte das schlechte Image des Nordens auch in den eigenen Kreisen.
Die millionenteure Veranstaltung, die von Hamburger Großunternehmen gesponsort wurde, wurde ein „voller Erfolg“, freute sich die ausrichtende Hamburger Handelskammer. In der Tat: Das Big-Business-Meeting, auf dem nach vorsichtigen Schätzungen mindestens 40 Prozent des Privatkapitals der BRD repräsentiert waren, erschöpfte sich nicht in wortreichem Schulterklopfen. Handfeste Forderungen, Drohungen und weitreichende Visionen bestimmten das Bild.
Tyll Necker, Chef des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), machte schon in sei
nem Einleitungsstatement die Botschaft der Konferenz an die Stadt klar. Unter donnerndem Beifall sagte er: „Und wenn Hamburg das weltweite Symbol dieser Stadt, den Hafen, mit der Hafenstraße zum Synonym für Chaos verkommen läßt, so ist der Schaden nicht meßbar, aber beträchtlich.“ Durch eine Vielzahl von Beiträgen klang zudem durch, daß man den Ausstieg aus der Atomkraft in Hamburg und Kiel zwar nicht ernst nehme, daß es aber nervt.
Zum zentralen Punkt aber gerieten Löhne und Arbeitskraft. Beides, so waren sich Publikum und Redner einig, spräche derzeit ungemein für den Norden. Die Löhne sind inzwischen unter süddeutsches Niveau gesackt, die hohe Arbeitslosigkeit gilt plötzlich als „Arbeitskräfte-Reservoir.“ Beifall bekam da auch der Bundeskanzler für seine Empfehlung, die Löhne im Norden weiter zu senken: Lohnabschlüsse in regionen mit hoher Arbeitslosigkeit müßten sich von denen mit guter bis sehr guter Beschäftigung „deutlich abheben“.
Florian Marten, taz-hh
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