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BRD auch im Agrarexport immer „schlagkräftiger“

■ Größter Käselieferant Europas / Bei Hopfen, Milch und Wurst Nummer 1

Bonn (dpa) - Frankreich gilt zwar als das klassische Land des Käse, doch die Bundesrepublik Deutschland ist der größte Käse-Exporteur Europas. Auch beim Export von Wurst, Milch, Hopfen oder Süßwaren haben die Deutschen die Nase ganz vorn. Bei Rindfleisch oder Bier sind sie Nummer zwei. Was die wenigsten wissen: Die Bundesrepublik, international renommiert für ihre Maschinen und Autos, hat sich in den letzten Jahren zu einem Spitzenverkäufer landwirtschaftlicher Produkte entwickelt.

Mit Exporten im Wert von 24,1 Milliarden - fünf Prozent aller Ausfuhren - stand die deutsche Landwirtschaft 1987 erneut weltweit an vierter Stelle (hinter den USA, Frankreich und den Niederlanden). Im 1.Quartal 1988 (neuere Zahlen liegen noch nicht vor) lieferte sie lebende Tiere, Nahrungsmittel und Getränke im Wert von fast 6,2 Milliarden Mark in die ganze Welt.

„Unsere Ernährungswirtschaft ist gewissermaßen in aller Stille der fünfgrößte Devisenbringer der Republik geworden“, sagt der Chef der Centralen Marketinggesellschaft der deutschen Agrar-Wirtschaft (CMA), Helmut Fahrnschon. „Bei uns sprechen immer wieder Minister oder Experten aus aller Welt vor und fragen, wie wir das machen.“ Fahrnschon: „Inzwischen hat sich herumgesprochen, daß wir die wohl schlagkräftigste Organisation im Agrarhandel besitzen.“

So hat die CMA dafür gesorgt, daß deutsches Rindvieh, Milch oder Getreide in Nah- und Mittelost festen Fuß gefaßt haben. Die Deutschen sind regelmäßig unter den fünf bis sechs wichtigsten Lieferanten der Region. Schafskäse (Feta-Käse) „made in Germany“ ist ein Verkaufsschlager. Der Gesamtwert der Verkäufe dorthin liegt jährlich um eine Milliarde Mark; im 1.Quartal 1988 waren es 200 Millionen Mark. „Mengenmäßig steigen unsere Verkäufe dorthin, nur der Erlös sinkt wegen fallender Preise und der Dollar-Schwankungen“, sagen CMA -Experten.

Traditionell gehen 70 Prozent der deutschen Agrarlieferungen in die EG-Länder (mit Italien als Hauptabnehmer), 20 Prozent in westliche und höher entwickelte Drittweltstaaten und zehn Prozent in den Ostblock und die übrige Dritte Welt. Die landwirtschaftlichen Ausfuhren sichern indirekt und direkt rund 500.000 Arbeitsplätze, was nach Meinung von CMA-Chef Fahrnschon nicht hoch genug bewertet werden kann.

Gegen Vorwürfe, die Bundesrepublik betreibe im Agrarhandel im Verein mit den EG-Staaten eine Politik hoher Schutzmauern, haben die CMA-Fachleute ein zugkräftiges Argument: „Wir sind nicht nur ein Spitzenexporteur, sondern gleichzeitig der größte Agrarimporteur der Welt.“ 1987 bezog die BRD Ernährungsgüter im Wert von 47 Milliarden Mark, zur Häfte allerdings „Exoten“ - vom Gewürz bis zu Südfrüchten.

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