: Hilfe und Schutz für mißbrauchte Mädchen
■ Gestern wurde in der Innenstadt eine Mädchenwohngruppe für sexuell mißbrauchte Jugendliche eingeweiht / Sie will Hilfe in Krisensituationen, Schutzraum und Begleitung bei der Verselbständigung in einer eigenen Wohnung bieten / Auch männliche Betreuer
Die hohe Zahl von 300.000 Kindern und Jugendlichen, die jährlich in der BRD einschließlich West-Berlins sexuell mißbraucht werden, mache eine qualifizierte Hilfe und verstärkte Aufklärung dringend notwendig. Dies betonte Annelie Dunand, Projektleiterin einer Mädchenwohngruppe, in der bis zu zwölf weibliche Jugendliche, die sexuell mißbraucht worden sind, leben können.
Frau Dunand erklärte anläßlich der gestrigen Einweihung dieser Einrichtung, die sich in der Innenstadt befindet, daß nur eine bewußte und sensible Auseinandersetzung mit dem Problem des sexuellen Mißbrauchs von Kindern und Jugendlichen die Zahl der aufgedeckten Fälle erhöhen könnte. Die Mädchen werden von insgesamt acht Mitarbeitern betreut, darunter auch zwei Männer. Zur männlichen Betreuung, hieß es gestern gegenüber der taz, habe man sich bewußt entschlossen, um keine „künstliche Situation“ herzustellen. Den Mädchen solle das geboten werden, was sie auch in der Familie und Gesellschaft vorfinden, nämlich Männer als Lehrer oder als Freunde. Die Kollegen würden darüber hinaus sehr „genau ausgesucht“.
Die Hilfe und therapeutische Versorgung in der Einrichtung sei besonders an den individuellen Bedürfnissen und Notwendigkeiten der betroffenen Mädchen orientiert. Im therapeutischen Milieu der Wohngruppe würden die Mädchen Verständnis, Akzeptanz, menschliche Anteilnahme und Zuversicht erfahren, erklärte Frau Dunand. Als wichtigste Ziele des Konzeptes nannte sie: den Schutz vor weiterem sexuellen Mißbrauch gewährleisten, das Mädchen in Krisensituationen zu entlasten, ihm therapeutische Hilfen bei der Aufklärung und Aufarbeitung seiner Konflikte zu bieten und die Verselbständigung in einer eigenen Wohnung zu begleiten.
Zur Zeit leben acht Mädchen in der Wohngruppe und vier in betreuten Einzelwohnungen. In der Wohngruppe werden die Mädchen von den insgesamt acht Mitarbeitern rund um die Uhr betreut.
epd/taz
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