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Fürsorgliche Belagerung

Zum Konflikt um die Ossietzky-Schule  ■ K O M M E N T A R

Der Konflikt um die Ossietzky-Schule war ein Machtkampf insofern als der Senat seine Macht gegen Kreuzberger Argumente setzen wollte. Einem aufmüpfigen Bezirk sollten seine Grenzen gezeigt werden. Zumal im Wahlkampf durfte Kreuzberg nicht vorführen, daß ihm die Gesundheit der SchülerInnen mehr am Herzen liege als dem Senat. Wie anders läßt sich erklären, daß die Schulverwaltung es dem Bezirk nicht einmal erlauben wollte, aus eigenen Mitteln Vollsanierung und Container für den Schulbetrieb zu bezahlen. Die Sorge um ein verlängertes Schulchaos kann es nicht gewesen sein. Sonst hätte der Senat entweder die Container bezahlen oder schon vor Monaten eingreifen müssen. Sorgte er sich zudem wirklich um den ordentlichen Unterricht, dürfte er nicht mit einer provisorischen Kosmetik Boykotte der SchülerInnen und LehrerInnen provozieren. Daß der Senat dieser Kreuzberger Schule vorschreiben will, was sie zu tun hat, nutzt hier nichts: hier lehren und lernen halt keine Untertanen.

Pech für den Senat, daß die KreuzbergerInnen lieber selber entscheiden, was ihnen guttut. Auch deshalb ist der Kreuzberger Asbest-Fall nicht vergleichbar mit denen in anderen Bezirken. Auch wenn das Abdichten dort vorläufig zu genügen scheint: Zu der Frage, was die weit höheren Meßwerte in dem Kreuzberger Schulgebäude bedeuten, hat der Senat die Antwort bislang vermissen lassen.

Umso peinlicher für ihn, daß er zwar die Arroganz der Macht vorführte und Ultimaten setzte, jetzt aber selbst vor den Grenzen des Bezirks steht, keine Senatskommissare schicken kann, sondern nur Bittbriefe. Freiwillig wird der Bezirk nicht zurückstecken. Will der Senat ein guter Verlierer sein, sollte er endlich Geld für Sanierung und Container bewilligen. Es sei denn, er will - ohne Macht - pure Arroganz vorführen.

Hans-Martin Tillack

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